Page 7 - Natur in NRW
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eigendynamische Prozesse in Gang zu setzen, konnten ihr Potenzial aber nur be- grenzt entfalten. Hauptgrund ist, dass die Gewässer sich als Langfristfolge von Be- gradigung und Uferbefestigung eingetieft haben und nur noch selten über die Ufer treten können.
Das Fazit aus den Untersuchungen: Re- naturierungsmaßnahmen in Auen sollten in Zukunft dafür sorgen, dass mehr Spiel- raum für die Auendynamik und eine au- enspezifische Biodiversität entsteht. Noch mehr als bisher muss dabei der Zustand der die Aue formenden Fließgewässer be- rücksichtigt werden.
Quelle: BfN
Gewässerschutz
NABU begrüßt neue Aufgaben der Wasser- straßenverwaltung
Der Bundestag hat Ende März die An- passung des Bundeswasserstraßengeset- zes beschlossen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) begrüßt die No- velle, mit der Renaturierungsmaßnah- men an großen Flüssen durch die Was- serstraßenverwaltung (WSV) des Bun- des ermöglicht werden. Damit werde ein Schlussstrich unter die jahrelange Diskus- sion zwischen Bund und Ländern über die Zuständigkeit an den Bundeswasserstra- ßen gezogen.
Bisher konnten die Wasserstraßenämter nur für die Verbesserung der Schifffahrt Baumaßnahmen umsetzen. Mit der Geset- zesanpassung darf die Wasserstraßenver- waltung künftig auch umfangreiche Maß- nahmen zur Verbesserung des ökologi- schen Zustandes in Angriff nehmen. Dazu gehören zum Beispiel die großflächige Umgestaltung von Uferbereichen, die Ent- wicklung von Flussinseln und -bänken, der ökologische Umbau von Buhnen und Leitwerken oder die Anbindung größerer Auengewässer und Nebenarme.
Die Anpassung sieht der NABU auch als essenziell für die Umsetzung des Bun- desprogrammes Blaues Band (BBD). Mit dem Programm soll ein Biotopverbund entlang der großen Flüsse des Bundes- wasserstraßennetzes entwickelt werden. Das Programm ist eine gemeinsame Ini- tiative des Bundesumweltministeriums
(BMU) und des Bundesverkehrsministe- riums (BMVI). Die Arbeitsteilung sieht vor, dass die Wasserstraßenverwaltung im Zuständigkeitsbereich des Verkehrsminis- teriums Maßnahmen an Fluss und Ufer umsetzt. Das Bundesumweltministerium hingegen unterstützt über das Auenförder- programm Projekte Dritter, zum Beispiel von Kommunen oder Umweltverbänden in der Aue.
Quelle: NABU
Schadstoffe
Ökologischer Zustand von Gewässern verschlechtert sich
Auch nach mehr als 20 Jahren europäi- scher Wasserrahmenrichtlinie: Viele Ober- flächengewässer in Europa werden nach wie vor regelmäßig durch organische Schadstoffe wie Pflanzenschutzmittel oder Industriechemikalien in Konzentrationen belastet, die für die Ökosysteme in Flüs- sen, Bächen und Seen schädlich sind. Das zeigt eine aktuelle Studie des Institutes für Umweltwissenschaften iES der Universi- tät Koblenz-Landau, für die mehrere Mil- lionen Datensätze ausgewertet und analy- siert wurden. Verbesserte Schutzmaßnah- men für Oberflächengewässer sind drin- gend notwendig, schließen die Landauer Umweltwissenschaftlerinnen und -wissen- schaftler aus ihren Ergebnissen.
Die umfassende Analyse zeigt: Viele Ty- pen von organischen Schadstoffen, bei- spielsweise Industriechemikalien wie Löse- oder Reinigungsmittel, Pestizide und Pharmazeutika, werden vermehrt
in den Oberflächengewässern gefunden. In lediglich einem Drittel der Gewässer konnten keine Schadstoffe pro Jahr ge- funden werden. Weitere Analysen zeig- ten, dass in diesen Fällen die Qualität der Probennahme signifikant schlechter war. Dabei haben die Forschenden einen kla- ren Zusammenhang zwischen der Qualität der Probennahme und dem Auffinden von Schadstoffen herausgestellt. „In vielen Ländern Europas wird das wahre Risiko in Oberflächengewässern weiterhin unter- schätzt“, fasst Jakob Wolfram, Erstautor der Studie, das Ergebnis zusammen.
Hauptursächlich für die Beeinträchtigung der europäischen Gewässer sind laut den Landauer Forschenden Pestizide. Sie wa-
ren für rund 85 Prozent der Grenzwert- überschreitungen verantwortlich. Gewäs- ser in landwirtschaftlich geprägten Ge- bieten sind daher dem höchsten Risiko ausgesetzt. Die Funktionalität und Zu- sammensetzung ihrer Ökosysteme sind in besonderem Maße gefährdet. An 35 Pro- zent der Probestellen wurde ein ökologi- scher Grenzwert überschritten, rund 38 Prozent der Gewässer in Europa sind be- einträchtigt. Auch Pharmazeutika treten häufig in Oberflächengewässern auf. Für diese Substanzen haben die Forscher kein akutes Risiko festgestellt, allerdings sind durch sie ausgelöste Langzeiteffekte auf aquatische Ökosysteme noch unbekannt.
Die Autorinnen und Autoren der Studie sehen Süßwasserökosysteme in Europa weiterhin einem ernsthaften Risiko ausge- setzt, welches sich besonders für Fische, aquatische Insekten und Krebstiere zeigt.
Quelle: Universität Koblenz-Landau
Waldzustandsbericht 2020
Wälder massiv geschädigt
Ende Februar hat das Bundeslandwirt- schaftsministerium (BMEL) den Bericht zur Waldzustandserhebung 2020 vorge- legt. Der Bericht zeigt: Die vergangenen drei Dürrejahre, der massive Borkenkäfer- befall, Stürme und vermehrte Waldbrände haben in den Wäldern langfristig massive Schäden angerichtet. Die jetzigen Ergeb- nisse gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984, die meisten Bäume haben lichte Kronen.
Noch nie waren so viele Erhebungsbäume abgestorben wie 2020. Vier von fünf Bäu- men haben lichte Kronen, konkret: 79 Prozent der Fichten, 80 Prozent der Kie- fern, 80 Prozent der Eichen und 89 Pro- zent der Buchen. 37 Prozent aller Bäume weisen deutliche Verlichtungen auf. Das heißt: Bei diesen Bäumen sind mindestens 26 Prozent der Blätter oder Nadeln vor- zeitig abgefallen.
Die mittlere Kronenverlichtung der Laub- bäume nimmt bereits seit Jahren zu, vor allem bedingt durch den schlechten Zu- stand der Eichen. Seit 2015 verschlech- tert sich aber auch der Zustand der Buche. Anders als bisher steigt auch bei Nadel- bäumen die Kronenverlichtung seit 2018 deutlich an. Insbesondere der Zustand der
   Natur in NRW 2/2021
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 Aktuelles








































































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