Page 6 - Natur in NRW
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 Aktuelles
führt. Er beschleunigt aus Sicht der Ver- bände nicht nur den Flächenfraß, sondern auch die verkehrsfördernde Zersiedelung in den Außenbereichen. Das städtebauli- che Ziel der Schonung von Außenberei- chen werde so verfehlt, der Natur- und Artenschutz zugleich gefährdet. Der Pa- ragraf sei bislang auch gerade dort ange- wendet worden, wo kein angespannter Wohnungsmarkt bestehe.
Das von der Bundesregierung festgelegte Ziel, bis 2050 den Flächenverbrauch auf Netto-Null zu bringen, rücke damit in weite Ferne, resümiert der BUND.
Quelle: BUND, NABU
Auenzustandsbericht 2021
Dringender Handlungsbedarf bei Flussauen
Beim Zustand der Auen in Deutschland gibt es nach wie vor dringenden Hand- lungsbedarf: Zwar hat sich der Auenzu- stand in den letzten zehn Jahren nicht gra-
vierend verschlechtert, aber mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland sind durch Flussbegradigungen, Deichbau und intensive Nutzung der Flächen stark ver- ändert. Zwei Drittel der Flussauen stehen bei Hochwasser nicht als Überschwem- mungsflächen zur Verfügung. Das ist
das Ergebnis des Auenzustandsberichtes 2021, den das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Natur- schutz (BfN) Ende März vorgestellt ha- ben. Dieser zweite Auenzustandsbericht seit 2009 dokumentiert den Zustand der Auen an Deutschlands Flüssen, den Ver- lust von Überschwemmungsflächen und den Stand der Auenrenaturierung.
Gegenüber dem ersten Bericht von 2009 zeigt sich ein kaum verändertes Bild: Der Großteil der Auen in Deutschland ist so stark verändert, dass er seine ökologi- schen Funktionen nur unzureichend erfül- len kann. Zu gut einem Drittel werden die überflutbaren Auen heute als Ackerflächen sowie als Siedlungs-, Verkehrs- und Ge- werbeflächen genutzt. Artenreiche Wie- sen, Feuchtgebiete und Auenwälder sind dagegen selten. Nur noch neun Prozent der Auen sind ökologisch weitgehend in- takt. Viele Flüsse sind heute begradigt und verbaut und kaum noch mit ihren Auen verbunden. An Rhein, Elbe, Oder und Do- nau sind mehr als zwei Drittel der ehema-
ligen Auen durch Deiche vom Fluss ab- getrennt. Durch den Klimawandel steigt dadurch die Gefahr, dass vermehrte Hoch- wasser große wirtschaftliche Schäden an- richten können.
Das Ziel der Nationalen Strategie zur bio- logischen Vielfalt, die natürliche Überflu- tungsfläche an Flüssen um zehn Prozent zu vergrößern, wird bislang noch deutlich verfehlt. Das Bundesamt für Naturschutz bezeichnet die Entwicklung naturnaher Auen aufgrund langer Planungs- und Um- setzungszeiten als eine Generationenauf- gabe und zugleich eine Investition in die Zukunft.
Quelle: BfN
Auenrenaturierung
Erfolgskontrollen nach 20 Jahren
Wie hat sich die biologische Vielfalt in re- naturierten Auen circa 20 Jahre nach der Renaturierung entwickelt? Das hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in vier Projektgebieten an den Fließgewässern Hase, Berkel, Weser und Oster untersu- chen lassen – zwei Projektgebiete liegen in NRW. Die Gesamtbilanz im Hinblick auf den Wert der Gebiete als naturnahe In- seln in der intensiv genutzten Kulturland- schaft ist durchweg positiv. Eine größere Auendynamik, bei der durch Hochwasser immer wieder neue, sich stetig wandelnde Lebensräume für auentypische Arten ent- stehen, ließ sich aber nur auf wenigen Teilflächen erreichen.
In allen Projektgebieten hat sich die allge- meine Biotopausstattung verbessert. Die Ausbreitung hochwüchsiger Vegetation wie Brachen, Hochstauden und Röhrichte sowie die Pflanzung von Auengehölzen und spontaner Gehölzaufwuchs führten zu einer neuen Vielfalt der Vegetations- struktur. Langfristig profitiert haben vor allem Arten ohne besonderen Auenbezug, die typisch sind für strukturreiche, exten- siv genutzte Kulturlandschaften mit ein- gestreuten Brachflächen, Gehölzen und Stillgewässern. Die Wiederansiedlung au- entypischer Arten und Biotope konnte für die Teilbereiche nachgewiesen werden, in denen tatsächlich eine größere Auendy- namik durch Maßnahmen wie Altarman- bindung oder Rückbau von Uferverstei- nungen erreicht wurde. Zwar waren die Renaturierungen grundsätzlich geeignet,
   Entfesselt und lebendig – auf dem Weg zu biologischer Vielfalt etwa 20 Jahre nach Renaturierung: die Berkel zwischen Vreden und Stadtlohn. Foto: Bezirksregierung Münster
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Natur in NRW 2/2021















































































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