Page 45 - Natur in NRW
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(Unter-)Wasserwelten
Das NRW-Umweltministerium (MULNV) hat eine neue Broschüre rund um die „(Unter-)Wasserwelten“ in Nordrhein- Westfalen veröffentlicht. Die Broschüre bietet spannende Fakten rund um die Bäche, Flüsse und Seen in Nordrhein- Westfalen – etwa zur Wanderung der Aale in die ferne Sargassosee oder dem Balz- tanz des Bitterlings.
Dem „Mythos Rhein“ und seiner Ge- schichte widmet sich die Broschüre mit einem eigenen Kapitel. Unter anderem gibt sie Einblicke in die Arbeit eines der letzten Rheinfischer auf einem „Aal- schokker“. Informationen bietet die neue Broschüre zu den verschiedenen Lebens- räumen und ihren Bewohnern. Wie viel- fältig die natürlichen Verflechtungen da- bei sein können, wird am Beispiel Fluss- perlmuschel aufgezeigt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die „Regionale Aqua- kultur“. Um auch in Zukunft den Bedarf an Fisch nachhaltig decken zu können, werden Aquakulturen den Wildfang zu- nehmend ersetzen. Zur Erforschung und Entwicklung von zukunftsweisenden Lö- sungsansätzen plant die Landesregierung am Standort Kirchhundem-Albaum eine Modernisierung und Stärkung der Berei- che Fischereiökologie und Aquakultur des LANUV durch ein modernes Kompetenz- zentrum mit modernen Laboren und neuer Teichanlage.
Die 112-seitige Broschüre „(Unter-)Wasserwelten“ kann hier heruntergeladen werden: https://www. umwelt.nrw.de/mediathek.
Quelle: MULNV
Der Holzweg
Nicht nur die landwirtschaftliche Nut- zung, auch der Forst bedarf einer kriti- schen Bilanz, der sich dieses Buch wid- met. Der Zustand der meisten Wälder in Deutschland ist erschreckend. Viele der neuartigen, schicksalhaft der Klimaände- rung zugeschriebenen Waldschäden ha- ben einen erheblichen forstgemachten Anteil: großflächige Fichtenreinbestände, Altersklassenforste, ständige Auflichtung der schattenbedürftigen Buchenbestände, Bodenbeschädigung durch Großmaschi- nen et cetera. Seitdem die Landesforsten in wirtschaftlich selbstständige Landesbe- triebe umgewandelt wurden, zeichnet sich eine Entwicklung der Forsten zu reinen Produktionsflächen ab. Die Forst-Holz- wirtschaftslobby verbreitet seit Jahren Thesen, die sie als Rechtfertigung gegen- über Politik und Öffentlichkeit vehement vertritt. Ohne Holzernte könne der Wald nicht überleben, die klassische Forstwirt- schaft erfülle alle Wohlfahrtswirkungen, Naturwälder führten zu volkswirtschaft- lichen Verlusten, der Wirtschaftswald sei artenreicher als Naturwälder, bewirtschaf- teter Wald diene stärker dem Klimaschutz als Naturwälder, die Buche sei ohnehin ein Klimaverlierer, für einen klimastabi- len Wald müssten verstärkt nicht heimi- sche Baumarten angebaut werden und so weiter.
Das Buch entlarvt gründlich und fakten- basiert diese forstlichen Mythen und Mär- chen. Die Themen Biodiversität sowie Klimaschutz und Wald werden detailliert analysiert. Wer liest, erkennt: Naturwäl- der sind bezüglich des Artenreichtums, der Ökosystemfunktionen, des Boden- wasserhaushaltes und des Klimaschutzes den konventionell bewirtschafteten Fors- ten deutlich überlegen. Es ist daher Zeit für eine umfassende Waldwende. Neben dem bundesweiten Ziel, fünf Prozent des Waldes der Natur zu überlassen, werden Konzepte und Maßnahmen für den Wirt- schaftswald praxisnah erläutert. Insbeson-
dere die Erkenntnisse aus den Stadtfors- ten Lübeck und Göttingen und ein Dauer- wald-Leitfaden geben Hoffnung und zei- gen den Weg zur Waldwende. Das sehen übrigens viele Forstleute ähnlich, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten vor Ort um mehr Naturnähe im Wald bemühen. Die 36 Autorinnen und Autoren des „Holzweges“ tragen eine Vielzahl von Gesichtspunkten und Vorschlägen aus waldökologischer, klimatologischer, bio- diversitärer, aber auch historischer, forst- soziologischer und rechtlicher Sicht zu- sammen. Das Buch ist eine unverzicht- bare Wegweisung für die notwendige Dis- kussion um die Zukunft unserer Wälder. Ihm ist eine weite Verbreitung zu wün- schen. 470 Seiten sind zwar der Problem- lage angemessen, aber zu viel, als dass
sie von zahlreichen Menschen aus Politik, Journalismus und anderen Meinungsma- chenden gelesen würden. Zu wünschen bleibt deshalb eine schnell lesbare Bro- schüre, auch als Online-Version, zur öf- fentlichen Information.
Knapp, H. D., Klaus, S. &. L. Fähser (Hrsg.) (2021): Der Holzweg. Wald im Widerstreit der Interessen. Oekom Verlag, 477 S., ISBN 978-3-96238-266-7, PDF 22,99 €, Druckausgabe 39 €.
Dr. Joachim Weiss
Natur in NRW 2/2021
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