Page 41 - Natur in NRW
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um die Erhaltung günstiger Haselhuhn- Lebensräume im Ringelsteiner Wald fort- geführt werden, bis Fortbestand oder Aus- sterben der Art in NRW fachlich einver- nehmlich festgestellt ist. Sollte es zu Ha- selhuhn-Wiederansiedlungsvorhaben in NRW kommen, ständen im Ringelsteiner Wald geeignete Habitate zur Verfügung. Mit einer natürlichen Wiederbesiedlung ist aufgrund der dramatischen Bestands- situation des Westlichen Haselhuhnes in NRW und in seinem gesamten Vorkom- mensgebiet nicht mehr zu rechnen (u. a. Dietzen & Handschuh 2019, Schreiber 2018, Weiss & Jöbges 2018).
Beide hier angewandten Untersuchungs- methoden haben sich in der Vergangen- heit bewährt. Auf spezielle Zielobjekte trainierte Spürhunde arbeiten mit hoher Erfolgsrate. Auch der in dieser Untersu- chung eingesetzte Spürhund Tane hat in anderen Projekten und auch während des Trainings auf Haselhuhnlosung mit ho- her Erfolgsquote reagiert. Da wir jedoch im Rahmen der realen Nachweissuche im Ringelsteiner Wald keine Haselhuhnhin- weise fanden, kann hier keine konkrete Aussage zum Vergleich der Effizienz bei- der Methoden gemacht werden.
Der Vorteil des Spürhundeeinsatzes liegt generell in dem engermaschigen Lauf- muster pro Zeiteinheit und der hohen Ge- ruchsempfindlichkeit gegenüber dem Suchobjekt. Dies ist bei unübersichtlicher Vegetationsstruktur und in schwierig zu begehendem Gelände besonders hilfreich. Gleichzeitig ergibt sich auch ein deutlich erhöhter „Stöbereffekt“, der die Wahr- scheinlichkeit etwa verdreifacht, dass ein versteckt sitzendes Huhn aufgescheucht wird und zur Beobachtung kommt. Da die Hühner gerne in guter Deckung verharren, auch wenn ein Beobachter nahe an ihnen vorübergeht, wurden auch in der Vergan- genheit regelmäßig Haselhühner mit Stö- ber- oder Vorstehhunden aufgescheucht, um sie für jagdliche Zwecke oder aus or- nithologischen Gründen auffindbar zu machen. Andererseits sucht der erfahrene Haselhuhnbeobachter mit gezieltem Blick die für indirekte Nachweise besonders ge- eigneten Geländestellen relativ zügig ab. Ohne die Unterschiede quantitativ be- legen zu können, ist davon auszugehen, dass in eher dicht besiedelten Haselhuhn- gebieten die konventionelle Suchmethode sicher und ausreichend effektiv zum Ziel führt, wenn es darum geht, Haselhuhn- Vorkommen nachzuweisen. In Vorkom- mensgebieten mit geringer Siedlungs- dichte und größeren Revieren, in unüber- sichtlichem Gelände mit dichter Vegeta- tion sowie in schwierig zu begehenden
Flächen ist wahrscheinlich die Spür- hund-Methode erfolgreicher. Will man nicht nur Vorkommensnachweise, sondern die Raumnutzung der Vögel innerhalb von Haselhuhnrevieren ohne Telemetrie- Einsatz untersuchen, ist die flächenhafte, engmaschigere Suchmethode mittels Spürhund zu bevorzugen. Die finanzi-
elle Seite des Einsatzes von Spürhunde- teams muss dabei immer mit abgewogen werden.
Die Kombination aus beiden Methoden erscheint der beste und sicherste, aber auch aufwendigste und teuerste Weg zu sein. Günstig ist es, wenn der Hundefüh- rer ein erfahrener Haselhuhnexperte ist, der bei der Begleitung des Spürhundes gleichzeitig die konventionelle Suchme- thode sicher anwendet, auch wenn er beim Einsatz zusätzlich den suchen-
den Hund im Auge behalten muss. Dann würde bei der Untersuchung keine wei- tere Person benötigt. Jedoch wäre der Einsatz der Lockpfeife als wichtiger Be- standteil der klassischen Suche wegen des höheren Störungsgrades weniger erfolgversprechend.
LITERATUR
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ZUSAMMENFASSUNG
Der Ringelsteiner Wald zählt zu den bishe- rigen Vorkommensgebieten des West- lichen Haselhuhnes (Tetrastes bonasia rhenana) in NRW. Die ehemaligen Vorkom- mensflächen und weitere infrage kom- mende Gebiete im räumlichen Zusam- menhang wurden im Herbst 2018 und im Winter 2018 / 2019 auf Haselhuhnvorkom- men untersucht. Dabei wurden paral-
lel zwei Untersuchungsmethoden ange- wandt: einerseits die klassische optisch- akustische Suche nach Hinterlassen- schaften des Haselhuhnes (Huderstellen, Losung, Federn, Trittspuren) kombiniert mit dem Einsatz der Lockpfeife, anderer- seits der Einsatz eines Spürhundes, der erfolgreich auf das Erschnüffeln von Ha- selhuhnlosung trainiert worden war. Mit keiner der beiden Methoden konnte ein Haselhuhnnachweis erbracht werden. Da- her war es auch nicht möglich, einen rea- listischen Effizienzvergleich zu erhalten. Es wird angenommen, dass der Einsatz von Spürhunden bei der Haselhuhnsuche vor allem dann einen Vorteil bringt, wenn das Gelände unzugänglich oder schwierig zu begehen ist, wenn die Siedlungsdichte der Hühner sehr gering ist oder wenn man flächendeckende Informationen benötigt, zum Beispiel bei Fragen zur Raumnutzung.
AUTOREN
Dr. Joachim Weiss
Hann. Münden jo.weiss.lh@web.de
Christoph Junge
Fachbüro Biologie
Bad Berneck mail@fachbuero-biologie.de
 Natur in NRW 2/2021
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