Page 33 - Natur in NRW
P. 33
und 2014 markiert werden (Wöllecke et al. 2016). Die tier- schutzrechtliche Genehmigung und die Genehmigungen für die Elektrobefischung wurden vor Projektbeginn bei den jeweils zu- ständigen Behörden eingeholt.
Insgesamt wurden 3.088 Individuen aus 15 Arten gefangen und individuell markiert (Tab. 1). Darunter sind die drei Leitarten Bachforelle, Äsche und Döbel, deren relative Häufigkeit am Gesamtbestand einer idealtypischen Referenzfischzönose für die Wupper mehr als fünf Prozent beträgt. Außerdem wurden typspezifische Arten wie Barbe und Nase markiert, deren rela- tive Häufigkeit in der Referenzfischzönose zwischen einem und fünf Prozent liegt. Die Fische wurden repräsentativ in Arten und Anzahl für die jeweilige Befischungsstrecke mit HDX-Sendern markiert. Es wurden außerdem auch wenige Individuen der di- adromen Arten als Beifang mitmarkiert. Alle Individuen über 15 Zentimeter Größe wurden mit HDX-Sendern in Größen von 23 oder 32 mal 3,9 Millimetern ausgestattet. Kleinfischarten oder jüngere Altersstadien konnten aus methodischen Gründen nicht besendert werden.
Wiedererfassung der markierten Wildfische
Von 3.088 markierten Individuen sind 601 (19,5 %) zumindest einmal oder mehrfach an einer oder mehreren Antennen redetek- tiert worden (Tab. 2). Die am häufigsten redetektierten Arten sind Barben (35,7 %), Nasen (33,8 %) und Hasel (32,5 %). Hecht
(60 %) und Barsch (24 %) sind, bei vergleichsweise wenigen markierten Individuen, ebenfalls häufig redetektiert worden. We- niger oft gelang dagegen der Nachweis bei Äschen (9,2 %) und Bachforellen (11,5 %) sowie beim Döbel (4 %). Die diadromen Arten sind mit Ausnahme der Flussneunaugen (13,3 %) ebenfalls überproportional häufig redetektiert worden (Lachs 22 %, Aal 66,7 %, Meerforelle 56 %) (Tab. 2). Die Redetektion beschreibt nur das Eintreten eines markierten Fisches in den Schwingkreis der jeweiligen Antenne zum Beispiel zu Beginn oder am Ende eines Fischweges (Tab. 2). Für den Nachweis einer erfolgreichen Durchwanderung eines Fischweges in beiden Richtungen ist da- gegen die Redetektion von mindestens zwei funktional zusam- mengehörenden Antennen (Einstieg-Ausstieg-Antenne Fisch- weg) notwendig.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen weiterhin, dass eine Viel- zahl der markierten Tiere sehr lange oder sehr zahlreich im Umfeld einzelner Antennenstandorte nachgewiesen wurden. Dies zeigen Individuen von Barben, Nasen und der Bachforel- len. Hierfür sind die Wanderwege aller Individuen ausgewer- tet worden und wesentliche Ergebnisse werden nachfolgend zusammengefasst.
Die hohen Redetektionsraten bei einigen Arten (Tab. 2) gehen überwiegend auf einzelne Individuen zurück. Die Mehrzahl der Individuen konnte jedoch nur wenige Male im Verlauf der Wup- per nachgewiesen werden. Dass potamodrome im Vergleich zu diadromen Arten (Wöllecke et al. 2020) weniger zielgerichtet im Gewässer wandern, zeigt sich auch am Zeitpunkt bis zur Rede- tektion nach ihrer Markierung im Umfeld eines Antennenstand- ortes. Es dauerte teilweise nur wenige Tage oder aber mehrere 100 Tage bis zwei Jahre, bis die Fische wieder an den Antennen- standorten nachgewiesen werden konnten (Abb. 7). Dies gilt für alle markierten Arten. Aufgrund der insgesamt höheren Rede- tektionsraten fällt es bei Barbe, Nase, Äsche, Bachforelle oder Hecht besonders auf.
Abb. 5: Der Döbel ist ein weit verbreiteter karpfenartiger Fisch (Cypri- nidae) und Leitfischart der Äschen- und oberen Barbenregion der Referenzfischzönosen der Wupper. Foto: B. Stemmer
Abb. 6: Der Hasel ist eine weitere kleinwüchsige Art der Karpfenfische (Cyprinidae) in der Wupper. Sie ist typspezifisch für die Äschenregion und Leitart der oberen Barbenregion. Foto: B. Stemmer
1 7,6
2 4,3
3 8,9
4-
5 9,0 6 2,1 7 1,3 8 0,5 9 2,4 10 13,2 11 9,5 12 2,9 13 3,7
Tab. 2: Anzahl der Redetektionen je Art sowie der Mittelwert (MW) und die Standardabweichung (SD) der Körpergröße (TL=Totallänge) aller markierten Individuen. Hohe Nachweisraten einzelner Individuen von Barbe und Nase an wenigen Antennen verursachen die sehr hohen Gesamtzahlen.
NR.
ART
REDETEKTIONEN
MW [cm]
SD [cm]
Aal
335
48,1
Äsche
988
30,9
Bachforelle
777
26,8
Bachsaibling
1
37,0
Barbe
76.604
56,7
Barsch
184
20,1
Döbel
37
21,4
Flussneunauge
16
37,3
Hasel
462
19,5
Hecht
155
94,6
Lachs
97
60,4
Meerforelle
139
55,1
Nase
7.881
45,3
GESAMTERGEBNIS
87.676
54,9
10,5
Natur in NRW 2/2021
33
Fachbeiträge