Page 32 - Natur in NRW
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Fachbeiträge
Abb. 3: Ein HDX-Sender wird in den Fisch unter Narkose minimalinvasiv in die Bauchhöhle eingeführt. Foto: Institut für angewandte Ökologie GmbH
1 60,2 2 27,6 3 26,0 4 37,0
5
6
7
8 37,9 9 21,4 10 72,9 11 38,2 12 56,1 13 45,7 14 25,0 15 27,8
MW=Mittelwert, TL=Totallänge
Tab. 1: Überblick über die Arten und die Anzahl markierter Individuen in den Befischungskampagnen 2015 und 2016.
Anhang-II-Arten der FFH-Richtlinie) als auch der gewässerty- pischen und prioritären Lebensräume: Fließgewässer mit Unter- wasservegetation (Lebensraumtyp 3260) sowie Erlen-Eschen- und Weichholz-Auewälder (prioritärer Lebensraum 91E0).
Für die Wasserkraftanlage Auerkotten (21,4 Fließ-km) konnte 2009 das befristete Wasserrecht im Rahmen eines Planfeststel- lungsverfahrens daher nur mit umfassenden baulichen Verbes- serungen zum Fischschutz und zur Durchwanderbarkeit aller Fischwege neu erteilt werden (Stadt Solingen 2009; Dumont
et al. 2009). In der wasserrechtlichen Genehmigung wurde fest- gelegt, dass die Schutzwirkung des Schrägrechens mit zwölf Millimeter Abstand der horizontalen Rechenstäbe für potamo- drome (Scheifhacken et al. 2019) und diadrome Fische (Lachs, Aal, Wöllecke et al. 2016, 2020) sowie Neunaugen durch ein ge- eignetes Monitoring nachzuweisen ist (Stadt Solingen 2009).
Das Wuppermonitoring
Vor dem Hintergrund des Planfeststellungsbeschlusses zur Was- serkraftanlage Auerkotten (21,4 Fließ-km) konnte die Bezirks- regierung Düsseldorf mittels HDX-Technologie Freilandunter- suchungen (Wöllecke et al. 2020) an potamodromen Fischen in- klusive Neunaugen sowie an den diadromen Fischen Lachs und Aal in den Jahren 2013 bis 2018 durchführen. In einer zweiten Projektphase wurden die Fischwege weiterer fünf stromauf ge- legener Wasserkraftstandorte teilweise in die Untersuchungen miteinbezogen: im Zeitraum 2015 bis 2018 die Wasserkraftan- lagen Glüder (25,3 Fließ-km), Schaltkotten (32,0 Fließ-km) und Buchenhofen (40,4 Fließ-km) sowie 2013 bis 2018 der Wasser- kraftstandort Beyenburger Stausee (64,9 Fließ-km) (Abb. 2).
Die HDX-Technologie
Bei der HDX-Technologie (Half-DupleX communication circuit) handelt es sich um eine RFID-Technologie (Radio Frequency Identification, Finkenzeller 2015), die für fischökologische Mar- kierungs- und Wiedererkennungsprojekte zunehmend häufiger genutzt wird. Ein mit einem HDX-Transponder markierter Fisch wird im Schwingkreis einer HDX-Antenne durch elektroma- gnetische Kopplung aktiviert, woraufhin er seinen individuellen Code aussendet. Dieser wird von der Antenne empfangen und über ein Lesegerät mit dem Datum und der Uhrzeit der Detektion sowie der Antennennummer an einen PC weitergegeben, der alle detektierten Codes protokolliert. Da die HDX-Transponder keine Batterien benötigen, können sie während des gesamten Lebens eines Tieres und darüber hinaus ausgelesen werden (Wöllecke et al. 2016, 2020, Engler & Adam 2014, Schwevers et al. 2017).
Die individuelle Markierung von Fischen
Die Fische der Wupper wurden im Laufe mehrerer Befischungs- kampagnen in sieben Wupperabschnitten (Abb. 2) mit Elektro- fanggeräten jeweils ober- und unterhalb eines Wasserkraft- anlagen-Standortes entnommen und unmittelbar mit einem HDX-Transponder markiert (Abb. 3). Nach kurzer Erholungs- phase konnten die Fische wieder am Standort ausgesetzt wer- den. Die Mehrzahl der Fische wurde 2015 oder 2016 markiert. Einzelne Individuen konnten aber bereits in den Jahren 2013
NR.
ART
Äsche
ANZAHL
PROZENT [%]
MW TL [cm]
Aal
9
0,29
852
27,59
Bachforelle
872
28,24
Bachsaibling
1
0,03
Barbe
364
11,79
Barsch
25
0,81
Döbel
147
4,76
Flussneunauge
15
0,49
Hasel
83
2,69
Hecht
5
0,16
Lachs
18
0,58
Meerforelle
Plötze
16
0,52
Nase
677
21,92
1
0,03
Regenbogenforelle
3
0,10
GESAMTERGEBNIS
3.088
34,2
46,9 21,9 41,5
Abb. 4: Die Bachforelle ist eine Art der Fließgewässeroberläufe (Bachfo- rellen- und Äschenregion). Sie ist auf sauerstoffreiche, sommerkühle und kiesige Fließgewässerhabitate angewiesen. Im Bild: eine junge Bachfo- relle. Foto: B. Stemmer
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Natur in NRW 2/2021