Page 30 - Natur in NRW
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 Fachbeiträge
Nicole Scheifhacken, Britta Wöllecke, Beate Adam
Wanderungen heimischer Flussfische
in der Wupper
Erkenntnisse aus Freilanduntersuchungen an potamodromen Fischen mittels HDX-Transponder-Technik an fünf Kraftwerksstandorten
Welche Bedeutung Wasserkraftwerke für stromaufwärts und -abwärts wandernde heimische Flussfische (potamodrome Arten) haben, ist bisher noch wenig erforscht. Offene Fragen sind zum Beispiel, welche Korridore und welche Tages- und Jahreszeiten sie für großräumige Wanderbewegungen innerhalb eines Fließgewässers sowie für kleinräumige Wanderungen zwischen Teillebensräumen wählen. Die Ergebnisse einer umfangreichen Freilanduntersuchung in der Wupper mit Einsatz der HDX-Technologie geben erste Antworten.
Wie Querbauwerke in Fließgewässern auf die Bewegungen von Fischen wir- ken, wurde bisher fast ausschließlich an den diadromen Arten Lachs und Aal un- tersucht, da diese zum Populationserhalt zwingend auf eine barrierefreie Wande- rung zwischen dem Meer und den Fließ- gewässern angewiesen sind. Darüber hi- naus vollziehen sich diese großräumigen Wanderungen stärker synchronisiert als bei potamodromen Fischen, weshalb sie als ideale „Zeigerarten“ für die Betrach- tung der Fischdurchgängigkeit gelten. Dennoch suchen auch potamodrome Fi- sche wie Äsche, Bachforelle, Barbe, Dö- bel, Hasel, Hecht oder Nase, deren Le- benszyklen sich auf Habitate innerhalb der Binnengewässer beschränken, unter anderem für die Nahrungssuche, zur Fort- pflanzung oder für die Überwinterung im
Tages- und Jahresverlauf unterschiedli- che Lebensräume auf. Trotzdem liegen für diese Arten im Zusammenhang mit Wan- derhindernissen bisher nur sehr wenige Freilanduntersuchungen vor (z. B. Benitez et al. 2015).
Die grundsätzliche Voraussetzung für diese unterschiedlich motivierten Wan- derbewegungen ist eine ungehinderte Durchwanderbarkeit der Fließgewässer, sowohl für leistungsstarke als auch für schwimmschwächere Arten, zum Beispiel Kleinfischarten wie Groppe, Gründling und Bachschmerle oder jüngere Alterssta- dien vieler potamodromer Arten (Lucas & Baras 2001).
Untersuchungsgebiet untere Wupper
Die Wupper ist ein typisches Beispiel
für ein mittelgroßes Fließgewässer der Äschen- und Barbenregion mit einer Viel- zahl an Wassernutzungen und anderen an- thropogen bedingten Einwirkungen. Die Durchgängigkeit der Wehre mit und ohne Wasserkraftnutzung ist eingeschränkt, das Abflussverhalten (Pegel Glüder: MNQ 5,8 m3/s; MQ 13,7 m3/s, MHQ 119,3 m3/s) sowie die Temperaturbedingungen sind verändert und Wasser wird beispielsweise für Kühlzwecke und Produktionspro- zesse entnommen und eingeleitet. Obwohl in der Wupper bereits Renaturierungen durchgeführt wurden, bestehen in vielen Gewässerabschnitten weiterhin hydromor-
 Abb. 1: Äsche (links) und Barbe (rechts, im Bild ein Jungfisch) sind namensgebende Leitfischarten für zwei Fischregionen in Fließgewässern. Der Ober- lauf der Wupper gehört zur Äschenregion, der Mittel- und Unterlauf zur Barbenregion. Fotos: B. Stemmer
 





















































































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