Page 27 - Natur in NRW
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für eine geringere Dichte an Nektarpflan- zen und potenziellen Eiablagepflanzen für viele Tagfalterarten, sodass diese Flächen für eine Nutzung kaum attraktiv waren. Da sich die Schonstreifen hinsichtlich der Vegetation nur wenig von der Hauptfläche abhoben, waren auch diese als Nektar und Fortpflanzungshabitat nicht oder nur ein- geschränkt geeignet.
Nahrungs- und Rückzugsraum
Durch die Erfassung des Verhaltens der Tagfalter konnte die besondere Bedeutung der Schonstreifen als Nahrungshabitat und Rückzugsort nachgewiesen werden. Insbesondere die Schonstreifen im Ex- tensivgrünland, die durch eine kräuterrei- che Einsaat aufgewertet wurden, wurden im besonderen Maße als Nahrungshabi- tat genutzt (Abb. 8). Aufgrund der hohen Dichte an Faltern kam es hier möglicher- weise zu ausgeprägtem Konkurrenzver- halten und zu häufigerer Balz als auf an- deren Flächen, was die verhältnismäßig hohe Anzahl registrierter Interaktionen erklärt.
Die Schonstreifen bieten nicht nur ein ausgiebiges Nektarangebot, sondern ha-
Aglais io
Coenonympha pamphilus
Gonepteryx rhamni Maniola jurtina
Pieris brassicae Pieris napi Pieris rapae
Vanessa atalanta Vanessa cardui
ben ebenfalls eine Bedeutung als Rück- zugsort. Ruhende Individuen wurden hauptsächlich auf den Schonstreifen be- obachtet. Dieses Verhalten könnte ebenso auf eine bevorstehende oder abgeschlos- sene Eiablage wie auch auf eine „Revier- und Partnerwacht“ hindeuten. Dabei war- tet das Männchen zum Beispiel auf vor- beifliegende Weibchen (Rutowski 1991).
Obwohl Eiablagen selten beobachtet wur- den, kommt den Schonstreifen sehr wahr- scheinlich auch eine hohe Bedeutung als Eiablageort zu. Einige Arten legen ihre Eier bevorzugt oder ausschließlich an fri- schen Trieben oder Blättern ab, sodass diese Arten geeignetere Eiablageplätze auf den gemähten Flächen finden. Für an- dere Arten stellen die Schonstreifen die geeigneteren Eiablageplätze dar, da sie die Eier bevorzugt an älteren Pflanzenteilen ablegen. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit von Schonstreifen und eines mosaikarti- gen Mahdkonzeptes.
Im Intensivgrünland wurden sowohl
auf den Schonstreifen als auch auf den Vergleichstransekten hauptsächlich flie- gende und nur sehr wenige nektarsau- gende und ruhende Individuen erfasst. Dies verdeutlicht wiederum, dass die In- tensivsäume nicht oder nur sehr selten als Habitat geeignet sind.
Abb. 6: Das Große Ochsenauge war mit 393 Sichtungen mit Abstand die häufigste Art. Die meisten Individuen (274) wurden auf den Schonstreifen im Extensivgrünland mit Einsaat gesichtet. Im Intensivgrünland konnte die Art lediglich sechsmal auf den Schonstreifen gezählt werden. Foto: J. Piechowiak
Schonstreifen ja – aber richtig
Maßgeblich für das Vorkommen von Tag- faltern auf den Schonstreifen war zum einen die Anzahl blühender Pflanzen (Abb. 9). Je mehr blühende Pflanzen vor- handen waren, desto mehr Falter konnten beobachtet werden. Auf den mit regio- nalem Saatgut eingesäten Schonstrei-
fen war das Blütenangebot um ein Viel- faches höher als auf den übrigen Schon- streifen, sodass hier auch die meisten Individuen beobachtet werden konnten (Abb. 7 und 8). Zum anderen wurde die Anzahl der Falterarten positiv durch die
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26
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4 8
ART
ROTE LISTE NRW / NRTL
INDIVIDUENZAHLEN
EXTENSIVGRÜNLAND MIT EINSAAT DER SCHONSTREIFEN
(N = 4)
EXTENSIVGRÜNLAND OHNE EINSAAT DER SCHONSTREIFEN
(N = 11)
INTENSIVGRÜNLAND (N = 6)
LATEINISCHER NAME
DEUTSCHER NAME
S
V
S
V
S
V
Tagpfauenauge
*/*
0
0
2
0
0
Aricia agestis
Kleiner Sonnenröschen-Bläuling
2/2
2
1
4
4
0
Kleines Wiesenvögelchen
V/*
9
4
31
37
0
Zitronenfalter
*/*
0
0
2
1
0
Lycaena phlaeas
Kleiner Feuerfalter
*/*
2
9
4
6
1
Großes Ochsenauge
*/*
274
8
98
7
6
Papilio machaon
Schwalbenschwanz
V/*
0
0
3
0
0
Großer Kohlweißling
*/*
Grünaderweißling
*/*
50
22
70
42
50
Kleiner Kohlweißling
*/*
Polyommatus icarus
Hauhechel-Bläuling
*/*
4
13
11
30
0
Admiral
*/*
1
3
3
2
4
Distelfalter
GESAMT-INDIVIDUENZAHLEN
*/*
10
5
12
7
137
9
Zygaena filipendulae
Sechsfleck-Widderchen
V/V
0
0
4
1
0
70
0
352
65
244
38
MITTLERE INDIVIDUENZAHLEN
88
16,25
22,18
12,45
11,67
6,33
GESAMT-ARTENZAHLEN
8
8
12
10
5
3
S = Schonstreifen, V = Vergleichstransekte auf regulär gemähten Teilbereichen der Fläche * = ungefährdet, 2 = stark gefährdet, V = Vorwarnliste
Rot markiert = in den Roten Listen / Vorwarnlisten für NRW und das Niederrheinische Tiefland (NRTL) geführt Gelb markiert = Arten mit höherer Spezialisierung in Bezug auf Eiablage und Raupenfutterpflanzen
Tab. 1: Erfasste Arten und Individuenzahlen auf Schonstreifen und Vergleichstransekten im Extensivgrünland und im Intensivgrünland. Pieris-Arten wurden als eine Artengruppe erfasst, um unsichere Bestimmungen zu vermeiden.
Natur in NRW 2/2021 27
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