Page 25 - Natur in NRW
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Schonstreifen für Insekten
Für eine naturschutzgerechte Bewirt- schaftung wird daher empfohlen, bei
der ersten Mahd des Jahres temporäre Schonstreifen auf der Fläche zu belas- sen, die dann frühestens im Spätsommer gemäht werden. Um den Effekt solcher temporärer Schonstreifen zu untersuchen, führte das Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e. V. von 2018 bis 2021 das von der Stöckmann-Stiftung geförderte Projekt „Faunistische Untersuchung von Säumen und Blühstreifen“ durch. Als Teil dieses Projektes erfolgten im Sommer 2019 ver- gleichende Aufnahmen von Tagfaltervor- kommen auf Schonstreifen sowie auf den angrenzenden gemähten Flächenabschnit- ten. Die Daten wurden im Rahmen einer Masterarbeit der Universität Oldenburg aufgenommen und ausgewertet (Piecho- wiak 2020). Betreut wurde die Arbeit vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V. und vom LANUV.
Untersuchungsflächen
Insgesamt wurden je 21 Schonstreifen und regulär gemähte Bereiche auf jeweils der- selben Fläche miteinander verglichen. Von den regulär gemähten Flächen wurden 15 extensiv und sechs intensiv bewirtschaf- tet. Bei der extensiven Bewirtschaftung fanden zwei Schnitte pro Jahr statt – in der Regel Mitte Juni und Ende September. Auf Düngung und Pflanzenschutzmittel wurde verzichtet. Einige dieser Flächen wurden ab Juli oder August beweidet, so- dass die Schonstreifen nicht über die ge- samte Untersuchungszeit vorhanden wa- ren. Auf den intensiv genutzten Flächen erfolgten etwa drei bis vier Schnitte pro Jahr sowie Düngung und Nachsaat. Von den 21 Flächen befanden sich 19 in Na- turschutzgebieten (Abb. 2).
Die Schonstreifen wurden hinsichtlich des Blühangebotes, der Pflanzenartenzahl und der Größe verglichen, um deren Einfluss auf das Vorkommen von Tagfaltern zu un- tersuchen. Für die Vegetationserfassungen wurden je Durchgang auf jedem Transekt der Tagfaltererfassungen fünf Quadratme- ter zufällig ausgewählt. Hier wurde die Anzahl blühender Pflanzen (Pflanzenstän- gel) je Art sowie die Deckung der Gräser und Kräuter notiert. Weiterhin erfolgte für jedes dieser Transekte eine einmalige Auf- nahme der Pflanzenarten.
Es wurden drei verschiedene Ty-
pen Schonstreifen verglichen: Schon-
streifen mit Einsaat im Extensivgrünland, Schonstreifen ohne Einsaat im Extensiv- grünland, Schonstreifen im Intensivgrün- land. Im Extensivgrünland wurden in den Jahren 2013 und 2014 auf einigen Flächen mehrere breite Streifen gefräst. Anschlie- ßend wurde regionales kräuterreiches Saatgut eingesät, welches größtenteils in einem nahegelegenen Naturschutzgebiet per Wiesendrusch geerntet worden war. Die Einsaatstreifen werden abwechselnd als Schonstreifen stehengelassen. Diese Schonstreifen wurden separat betrachtet und als Schonstreifen mit Einsaat bezeich- net. Hier waren der Anteil krautiger Pflan- zen (mittlerer Deckungsgrad 61 Prozent) und die mittlere Anzahl blühender Pflan- zen besonders hoch. Zu den häufigsten Blütenpflanzen gehörten Wiesen-Flocken- blume (Centaurea jacea) und Acker- Witwenblume (Knautia arvensis). Mit ei- ner mittleren Anzahl von 34 Pflanzenarten und im Mittel acht Blüten pro Quadrat- meter waren diese Schonstreifen die arten- und blütenreichsten. Die Vergleichsflächen waren gräserdominiert mit geringeren Artenzahlen (im Mittel 24).
Die Schonstreifen und Flächen im Exten- sivgrünland ohne Einsaat waren größten- teils gräserdominiert (mittlerer Deckungs- grad 79 Prozent). Einige Schonstreifen
und Abschnitte zeigten sich aber sehr arten- und blütenreich, zum Beispiel durch große Bestände des Gewöhnlichen Hornklees (Lotus corniculatus) und der Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), die als ergiebige Nektarpflanzen gelten (Ebert & Rennwald 1991).
Das Intensivgrünland war sowohl auf
den Vergleichsflächen als auch auf den Schonstreifen stark gräserdominiert (mitt- lerer Deckungsgrad 90 bzw. 75 Prozent) mit nur wenigen Blütenpflanzen. Einige wenige Acker-Kratzdistel-Bestände konn- ten als Nektarquelle ausgemacht werden.
Tagfaltererfassungen
Die Datenaufnahme fand nach der ersten Mahd vom 18.06. bis zum 23.09.2019 in regelmäßigen Abständen statt. Da einige Flächen beweidet wurden und damit nicht mehr begangen werden konnten, variierte die Zahl der Erfassungsdurchgänge zwi- schen zwei und sechs. Dabei fanden auf 17 der 21 Schonstreifen mindestens vier Durchgänge statt. Die Erfassung wurde gemäß der Methodik des Tagfaltermo- nitorings Deutschland des Helmholtz- Institutes durchgeführt (Kühn et al. 2014).
Natur in NRW 2/2021
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Abb. 2: Ungefähre Lage der Schonstreifen und Untersuchungsflächen am Unteren Niederrhein. Kartengrundlage: Land NRW (2021), Gewässerstationierungskarte gsk3c, Naturschutzgebiete, TK25, DVG2, Bezirksregierung Köln, Geobasis NRW
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