Page 23 - Natur in NRW
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Tab. 1: Ähnlichkeitskoeffizienten nach Sörensen zwischen den einzelnen Autobahnabschnitten im Jahr 2010 und der Kartierung des Abschnittes 9 im Jahr 2020.
entlang von Autobahnen vonstatten geht, ist durch die Unzugänglichkeit jedoch schwierig zu beobachten und nur in Son- dersituationen möglich. In Kombination mit der Biodiversitätsforschung im urba- nen Raum sind solche Gelegenheiten äu- ßerst wertvoll, um die Datenlage und das Wissen um einige wertvolle Erkenntnisse zu ergänzen.
Viele dieser Arten vermögen sich nach er- folgreicher Etablierung an Autobahnen über Bundesstraßen auf urbane Biotope wie Brachflächen oder auch Pflasterritzen in Innenstädten anzusiedeln. Der umge- kehrte Weg ist aber ebenso möglich: die Besiedlung von innerstädtischen Stand- orten über die Autobahn in die nächste Stadt.
Einige Arten scheinen sich dabei inner- halb weniger Jahre völlig unbemerkt aus- gebreitet und in der Flora eingenischt zu haben, wie das Weiße Berufkraut. Hier ist es derzeit nicht bekannt, über welche Vek- toren sich die Art im Ruhrgebiet ausge- breitet hat.
Das hier dokumentierte Ergebnis zeigt die hohe Bedeutung der Ruderalvegetation von Straßenrändern für den Erhalt und die Förderung der urbanen biologischen Viel- falt im Ruhrgebiet.
LITERATUR
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ZUSAMMENFASSUNG
Die Kartierung von extremen Sonderbio- topen wie Autobahnen liefert wertvolle Erkenntnisse zur urbanen Biodiversitätsfor- schung und zu Migrationsbewegungen von Arten. So können Szenarien zur weiteren Ausbreitung von Neobiota in städtische Bio- toptypen, auch im Hinblick auf klimatische Veränderungen, Klimaresilienz urbaner Flora und Vegetation prognostiziert werden. Autobahnen sind dabei, wie auch Indus- triebrachen, gute Beispiele für die Ko- existenz von ökologisch entsprechend ausgerichteten einheimischen Arten und präadaptierten Neophyten (insbesondere hitze- und trockenheitsresistente Arten). Das Beispiel zeigt somit, dass der A 40 durchaus eine Bedeutung für die urbane Biodiversität im zentralen Ruhrgebiet zu- kommt.
AUTOREN
Corinne Buch
Dr. Peter Keil
Biologische Station Westliches Ruhrgebiet e.V. Oberhausen
corinne.buch@bswr.de
peter.keil@bswr.de
 Natur in NRW 2/2021
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