Page 13 - Natur in NRW
P. 13

bestände sind die möglichen Auswirkun- gen des Klimawandels aufgrund der sehr langen Zeiträume der Waldentwicklung besonders zu berücksichtigen.
Die maßgebliche fachliche Grundlage für die Wiederbewaldung und die Waldbe- wirtschaftung sind das Waldbaukonzept NRW (MULNV 2019) und das neue Wie- derbewaldungskonzept NRW (MULNV 2020). Beide Konzepte sind fachlich breit ausgerichtet, bieten viele Auswahlmög- lichkeiten und richten sich als fachliche Empfehlung an alle Waldeigentumsarten. Bei der Erstellung waren alle relevan-
ten Akteure mit Waldbezug eingebunden. Die praktische Anwendung der Konzepte wird durch neue digitale Karten zur Eig- nung von Baumarten und Mischbestän- den (Schulte-Kellinghaus, Weller & Wolff 2020) für bestimmte Standorte ergänzt. Die neuen Instrumente stehen im Kontext der Klimaanpassungsstrategie Wald NRW (MKULNV 2015).
Grundsätzliche Ausrichtung der neuen Instrumente
Die Zielsetzung der Konzepte ist es, Wäl- der zu begründen oder zu entwickeln, die im Klimawandel vital, stabil, leistungsfä-
hig und resilient sind. Diese strukturierten Mischwälder sollen auch zukünftig die vielfältigen Waldfunktionen erfüllen kön- nen. So sollen auch die wirtschaftlichen Risiken für die Forstbetriebe und den Waldbesitz verringert sowie die negativen Auswirkungen für die Gesellschaft abge- mildert werden.
Die Empfehlungen der Konzepte bedeu- ten zumeist auch eine ökologische Berei- cherung der Wälder. So werden grund- sätzlich standortgerechte und strukturierte Mischbestände aus überwiegend heimi- schen Baumarten empfohlen. Waldbe- stände sollen mit einer Baumartenpalette von möglichst mindestens vier Baumarten (inklusive Neben- und Begleitbaumarten) begründet oder entwickelt werden. Auch die nadelbaumgeprägten Mischwaldtypen beinhalten Laubbaumanteile. Bei allen empfohlenen Waldtypen sollen verstärkt bisher seltene Neben- und Begleitbaum- arten eingebracht werden. Die digitalen Karten geben Hinweise, welche Baum- arten und Mischbestände sich aktuell
und auch im Klimawandel für bestimmte Standorte eignen. Bei der Wiederbewal- dung bisheriger Fichtenbestände – häu- fig gleichaltrige Reinbestände – werden Waldtypen empfohlen, die stabiler und auch ökologisch reicher sind. Geeignete Naturverjüngung soll genutzt werden.
Elemente der Zusammenbruchs- und Suk- zessionsphase können zeitweise und in angemessenem Umfang integriert wer- den. Die Anlage und Pflege geeigneter Waldränder – unter Verwendung gebiets- heimischer Gehölzarten – wird empfoh- len. Auf die naturschutzrechtlichen Erfor- dernisse bei der Baumartenwahl in und außerhalb von Schutzgebieten wird hinge- wiesen. Besonderes Augenmerk liegt hier- bei auf der Darstellung der Kompatibilität mit den Waldlebensraumtypen der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie). Die neuen Konzepte und digitalen Karten stellen auch eine relevante Informations- grundlage für den Waldnaturschutz im Klimawandel (Verbücheln, Hetzel & Schlüter 2020) dar.
Waldbaukonzept
Das Waldbaukonzept NRW (MULNV 2019) beinhaltet waldbauliche Grund- sätze, Waldentwicklungstypen mit Stand- ortbezug und Baumartenmischungen, waldbauliche Behandlungsempfehlun- gen sowie Hinweise zu weiteren wald- baulich relevanten Aspekten wie Natur- schutz, Wildmanagement, Waldschutz und Holzverwendung.
  Natur in NRW 2/2021
13
 Fachbeiträge
 




















































































   11   12   13   14   15