Page 11 - Natur in NRW
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 lane. Der Nachweis dieser Gifte auch in Seeadlern zeigt, dass auch Vögel, die eher menschenferne Lebensräume bevorzugen, nicht vor Belastungen gefeit sind. Die Un- tersuchung wurde vom WWF Deutsch- land unterstützt.
Das Wissenschaftsteam analysierte im Detail, welche Substanzen in zwischen 1996 bis 2018 verstorbenen Rotmila-
nen, Habichten, Sperbern, Seeadlern und Fischadlern nachweisbar sind. Die Ergeb- nisse zeigen deutlich, dass insbesondere Rodentizide und vorsätzliche Vergiftun- gen eine Bedrohung für Greifvögel dar- stellen. Dies gilt sowohl für Aasfresser
als auch für Greifvögel, die in oder in der Nähe von städtischen Lebensräumen le- ben. Die Forschenden schlussfolgern, dass die Quellen von Rodentiziden entlang der Nahrungskette im Sinne von Sekundär- vergiftungen und potenzieller Toxizität für Greifvögel, die häufig an der Spitze der Nahrungskette stehen, neu bewertet wer- den müssen.
Quelle: Leibniz-IZW
Stunde der Gartenvögel
Wieder mehr
Vögel in nordrhein- westfälischen Gärten
Bei der diesjährigen NABU-Zählaktion Stunde der Gartenvögel vom 13. bis 16. Mai meldeten über 25.000 Menschen mehr als 549.000 Vögel aus rund 17.500 Gärten. Mit durchschnittlich 31,5 Vögeln pro Garten wurden erfreulich mehr Vögel gezählt als in den vergangenen Jahren.
Den meisten Vogelarten machte das wech- selhafte und teils recht kühle Wetter we- nig aus, einige Arten profitierten sogar. Etwa die Amsel, sie kommt bei feuchtem Wetter viel besser an ihre Leibspeise: Re- genwürmer. Der schwarze Vogel belegt nach dem Haussperling Platz zwei der am häufigsten gemeldeten Gartenvögel. Da- bei ist er auch der zuverlässigste Garten- besucher in NRW – er wurde in über 94 Prozent aller Zählungen genannt.
„Während die Gesamtzahl der Vögel im Siedlungsraum im Gegensatz zu den Be- ständen in der Agrarlandschaft damit wei- terhin weitgehend konstant bleibt, gibt es doch für viele Vogelarten besorgniserre- gende Entwicklungen“, sagt Birgit Be-
Der Stieglitz ist einer der Gewinner bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel. Foto: Adobe Stock / Ivan
ckers, stellvertretende Vorsitzende und Vogelexpertin beim NABU NRW. So verharren die Sorgenkinder Mauerseg- ler, Mehlschwalbe, Grünfink und Zaun- könig auf Höhe der schlechten Ergeb- nisse aus den Vorjahren. Bei Mauersegler und Mehlschwalbe spiele neben Insek- tenmangel und Wohnungsnot aber auch das Wetter eine Rolle. „Ist es hier im Be- obachtungszeitraum kalt und nass, gehen sie einfach hundert Kilometer weiter süd- westlich auf Insektenjagd“, so Beckers weiter.
Bei der Blaumeise hatte im Frühjahr 2020 ein bakterieller Erreger namens Suttonella ornithocola erstmals zu einem Massen- sterben in vielen Teilen Deutschlands ge- führt. Eine Welle verstorbener Blaumeisen war zwar auch in diesem Frühjahr wieder festzustellen, sie war jedoch deutlich klei- ner. Die Verluste vom letzten Jahr konnte die Blaumeise offenbar durch erfolgreiche Bruten weitgehend ausgleichen.
Ebenfalls positiv entwickeln sich weiter- hin die Gartenbestände von eigentlichen Waldvögeln wie Ringeltaube und Bunt- specht. Ein besonderer Gewinner der ak- tuellen Zählung ist offensichtlich der Stieglitz. Die Besonderheit dieser Art ist, dass er als einer von ganz wenigen Sing- vögeln seine Jungen nicht mit Insekten, sondern vegetarisch ernährt. Und auch der Kernbeißer wurde in diesem Jahr deut- lich häufiger als sonst üblich in nord- rhein-westfälischen Gärten gesichtet.
Quelle: NABU NRW
Vogelwelt
Citizen Science
birgt großes Potenzial
Um stark zurückgehende Arten frühzei- tig zu identifizieren und Schutzmaßnah- men entwickeln zu können, sind verläss- liche Daten zur Häufigkeit von Tier- und Pflanzenarten von entscheidender Be- deutung. Am Beispiel der Vogelwelt ha- ben Forscherinnen und Forscher des Thünen-Institutes für Biodiversität und der Universität Göttingen überprüft, in- wieweit Erhebungsdaten von Hobby- Vogelkundlerinnen und -vogelkundlern Ergebnisse aus Monitoring-Programmen sinnvoll ergänzen können.
Im Rahmen des Brutvogel-Monitorings wird seit 1990 alljährlich die Häufigkeit der Vögel in Deutschland auf über 1.700 Probeflächen von je einem Quadratkilo- meter Größe nach festen Regeln erfasst. Ein standardisiertes Monitoring dieser Größenordnung ist allerdings nur mit viel Aufwand zu organisieren und kostet viel Geld. Daher gewinnen weitere Datenquel- len an Bedeutung. Mit zunehmender Di- gitalisierung sind in den vergangenen Jah- ren viele Onlineportale und Apps wie zum Beispiel ornitho.de entstanden, in die je- derzeit Beobachtungen eingegeben wer- den können.
Bei Einbindung der riesigen Menge un- strukturierter Daten aus Onlineportalen stieg die Präzision. Trends in der Zu- oder Abnahme der Bestände sind damit früher und mit größerer Genauigkeit zu ermit- teln. Auch erscheint es möglich, Aussagen zu Häufigkeitsänderungen seltener Arten zu treffen, die in standardisierten Moni- toring-Programmen bisher kaum erfasst wurden. Schließlich können mithilfe der Daten aus Onlineportalen auch regionale Bestandsentwicklungen besser abgebildet werden.
Die Forschenden betonen jedoch, unstruk- turierte Daten aus Online-Portalen seien kein vollwertiger Ersatz für ein gut ge- plantes, wissenschaftliches Monitoring- Programm. In der Kombination dieser Da- ten mit standardisierten Erhebungen liege aber ein großes Potenzial.
Quelle: Thünen-Institut für Biodiversität, Georg- August-Universität Göttingen
  Natur in NRW 2/2021
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