Page 10 - Natur in NRW
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Aktuelles
Biber vorkommt, da fließen Bäche wieder natürlich und der Wasserrückhalt wird ge- fördert. Außerdem reinigen seine Dämme das Wasser und es werden viele Lebens- räume für andere Tierarten geschaffen. Als streng geschützte Art und sogenannte Anhang-IV-Art der FFH-Richtlinie, ist er als Tier selbst und auch sein direkter Le- bensraum besonders streng geschützt.
Im Jahr 1877 wurde der letzte Biber in Westfalen an der Möhne erlegt. Kurz zu- vor der letzte im Rheinland. Danach gal- ten die Biber in NRW für viele Jahrzehnte als ausgerottet. Bereits vor gut 40 Jahren, zwischen 1981 und 1990 wurden zwölf Biber im Hürtgenwald in der Eifel ange- siedelt. Wenig später, ab 2002 startete ein weiterer Versuch mit zwei Gruppen von
je zwölf Bibern rechts- und linksrheinisch bei Wesel. Seit 1995 wandern auch Biber aus unserem Nachbarland den Niederlan- den ein, wo sie ebenfalls an verschiedenen Stellen wiederangesiedelt wurden.
Quelle: Wald und Holz NRW
Windenergie
Akustisches Monitoring sollte verbessert werden
Um das Schlagrisiko von Fledermäu-
sen an Windkraftanlagen abzuschätzen, ist es gängige Praxis, die akustische Ak- tivität der Tiere im Einzugsbereich der Rotorblätter zu erfassen. Hierzu werden Ultraschalldetektoren an den Gondeln der Mastspitze angebracht. Ein Wissen- schaftsteam unter Leitung des Leibniz- Institutes für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) kommt in einer neuen Analyse zum Schluss, dass insbesondere bei großen Anlagen die Wirksamkeit die- ser akustischen Überwachung unzurei- chend ist, um das Schlagrisiko zuverläs- sig vorherzusagen. Sie empfehlen daher, ergänzende Ultraschalldetektoren an wei- teren Stellen der Windkraftanlagen anzu- bringen sowie zusätzliche Techniken wie Radar und Wärmebildkameras für das Monitoring zu entwickeln.
Das Wissenschaftsteam simulierte die Schallausbreitung am Beispiel von Gro- ßen Abendseglern und Rauhautfledermäu- sen, zwei Arten mit sehr hohem Schlag- risiko an Windkraftanlagen. Bei Rotor- blättern von 60 Meter Länge decken die
Detektoren nur maximal 23 Prozent der Risikozone für Große Abendsegler und nur maximal vier Prozent der Risikozone für Rauhautfledermäuse ab. „Bei moder- nen Windkraftanlagen nehmen die Ro- torblattlängen weiter zu, sodass die Ab- deckungsquote in Zukunft noch geringer ausfallen wird“, sagt Fledermausexperte Dr. Christian Voigt, Leiter der Abteilung für Evolutionäre Ökologie des Leibniz- IZW. Die bestehenden akustischen Über- wachungsmaßnahmen spiegeln das Kolli- sionsrisiko also nicht ausreichend wieder. Deshalb sind die Auflagen, unter denen die Windenergieanlagen aus Fledermaus- schutzgründen nicht operieren, unzurei- chend und es kommen somit weiterhin viele Tiere zu Tode.
Quelle: Leibniz-IZW
Projekt „Fish Trek“
Woher kommen Fische und wohin schwimmen sie?
In deutschen Fließgewässern und deren Zuflüssen aus Nachbarstaaten schwimmen aktuell etwa 150.000 Fische und Neunau- gen, die für unterschiedliche ökologische Untersuchungen mit äußerlich erkennba- ren oder im Körper implantierten Markie- rungen individuell gekennzeichnet sind.
Studie
Nagetiergifte sind Bedrohung für Greifvögel
Eine neue Untersuchung von Forschenden des Leibniz-Institutes für Zoo- und Wild- tierforschung (Leibniz-IZW), des Um- weltbundesamtes (UBA) und des Julius- Kühn-Institutes (JKI) belegt, dass Nage- tiergifte in der Leber von Greifvögeln in Deutschland nachweisbar sind. Häufig ge- funden wurden Blutgerinnungshemmer (Antikoagulantien), die gegen Nagetiere in der Land- und Forstwirtschaft und in Städten eingesetzt werden. Besonders mit Rodentiziden belastet sind Habichte im städtischen Raum in Berlin sowie Rotmi-
Solche Exemplare werden zunehmend häufiger von Mitbürgerinnen und Mitbür- gern gefunden, ohne dass ersichtlich ist, wo und wann das Tier in ein Gewässer entlassen wurde. Wäre jedoch das „woher stammt ein Fisch“ und „wohin ist er ge- schwommen“ bekannt, ließen sich wich- tige Erkenntnisse unter anderem über den Ausbreitungsradius und die Wanderkorri- dore sowie Reisegeschwindigkeiten und Lebensspannen der Fische gewinnen.
Mit dem von der Deutschen Bundes- stiftung Umwelt geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes „Fish Trek“ (www.fish-trek.eu) unter Leitung des In- stitutes für angewandte Ökologie GmbH ist eine europaweite Internetplattform ge- schaffen worden, die unter Mithilfe der Öffentlichkeit eine Verfolgung von indi- viduell gekennzeichneten Flussneunaugen und Fischen ermöglicht. Diese gemeinsam mit dem Deutschen Angelfischereiver- band e.V. durchgeführte Bürgerwissen- schaft dient letztlich dazu, mehr über das verborgene Leben der Fische zu erfahren, von denen bereits viele Arten ihre Lebens- grundlagen gänzlich verloren haben und stark bedroht sind.
Als Citizen Science lebt das Projekt „Fish Trek“ vom Mitmachen: Je mehr individu- ell markierte Fische zurückgemeldet wer- den, umso größer ist der Erkenntnisge- winn. Deshalb wird für jede eingesandte Markierung mit Angaben zum Fundort und Datum ein Finderlohn von 20 Euro gezahlt.
Quelle: Institut für angewandte Ökologie GmbH
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Natur in NRW 2/2021
Zahlreiche Fische in unseren Fließgewässern sind äußerlich erkennbar oder mit im Körper implantierten Markierungen (im Bild) indivi- duell gekennzeichnet. Wer auf eine solche Markierung stößt, ist aufgerufen, dies an das Projekt „Fish Trek“ zu melden. Foto: Institut für angewandte Ökologie GmbH