Page 9 - Natur in NRW
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westfälischen Naturschutzverbände for- dern das Land auf, die Spielräume bei der Umsetzung des Insektenschutzes für deut- liche Verbesserungen zu nutzen. Das an- gekündigte „Nein“ der Landesregierung zur Pflanzenschutz-Anwendungsverord- nung im Bundesrat müsse revidiert wer- den. Zudem sei ihre Strategie, allein auf Freiwilligkeit und Kooperation mit dem Naturschutz zu setzen, gescheitert.
Quelle: BMU, NABU, BUND, WWF, BUND NRW, LNU NRW, NABU NRW
Wolfsgebiet Schermbeck
Gutachten bestätigt Rudel als unauffällig
Während die Wölfe in den weiteren Wolfsgebieten Nordrhein-Westfalens ak- tuell kaum mit Schlagzeilen in Erschei- nung treten, gab es seit 2018 im Wolfs- gebiet Schermbeck eine in etwa gleich- bleibende Zahl von 18 bis 20 Übergriffen pro Jahr, die zu Konflikten mit den Wei- detierhaltern vor Ort führen. Die Über- griffe konnten überwiegend der „Gloria“ genannten Wölfin zugeordnet werden. Ein vom NRW-Umweltministerium in Auf- trag gegebenes Gutachten der Dokumen- tations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) kommt nun
zu dem Schluss, dass das Verhalten des Wolfsrudels, zu dem neben „Gloria“ auch ein Wolfsrüde und ein inzwischen bestä- tigter Welpe gehören, nicht auffällig ist.
Die gutachterliche Stellungnahme der DBBW bestätigt die bisherige Einschät- zung, dass sich das Rudel in Schermbeck weitgehend von Wild ernährt. Übergriffe auf Haus-und Nutztiere würden im We- sentlichen immer dann erfolgen, wenn sich die Gelegenheit durch unzureichen- den Herdenschutz bietet. Bisher gebe es keinen Beleg dafür, dass Rudelmitglieder das Töten von Nutztieren, die durch die empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen geschützt sind, ebenfalls erlernt haben.
Die gutachterliche Bewertung kommt aber auch zu dem Schluss, dass dann, wenn sich Übergriffe auf ausreichend ge- gen den Wolf geschützte Weidetiere ver- stetigen, eine Entnahme des betreffenden Wolfes in Betracht zu ziehen sei. Zurzeit sei dies aber nicht der Fall. Die DBBW empfiehlt, auch aus den Erfahrungen in anderen Bundesländern, eine konsequente
Stunde der Wintervögel: Die Amsel erholt sich langsam von der schweren Usutu-Epedemie. Foto: Fotolia / Mike Lane
Anwendung des bundesweit empfohlenen Herdenschutzes in der Fläche.
Auch Umweltministerin Ursula Heinen- Esser betont, dass auf lange Sicht nur ein funktionierender Herdenschutz der Wei- detierhaltung ausreichenden und nachhal- tigen Schutz biete. „Hierbei geht es vor allem um die langfristige Perspektive, da auch bei einer theoretischen Auflösung des aktuellen Rudels in Schermbeck da- mit zu rechnen ist, dass sich früher oder später wieder neue Wölfe in der wild- und waldreichen Region westlich von Wesel ansiedeln.“
Quelle: MULNV, DBBW
Stunde der Wintervögel
Wenig Meisen, viele Spatzen
Der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) konnten sich in diesem Jahr über eine Rekordteilnahme bei der 11. Stunde der Wintervögel freuen. Mehr als 236.000 Menschen haben am Wochenende vom 8. bis 10. Januar daran teilgenommen – 65 Prozent mehr als im Vorjahr. Nicht zugenommen haben dagegen die Vogel- zahlen, die aus 164.000 Gärten gemeldet wurden – im Gegenteil.
„Die Gesamtzahl von 34,5 Vögeln pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, so NABU-Vogelschutz- experte Lars Lachmann. „Nur im Januar
2017 waren die Zahlen noch etwas nied- riger. Auch damals fehlten besonders die typischen Futterplatzbesucher, nämlich sämtliche Meisenarten, Kleiber, Gimpel und Kernbeißer – alles Arten, deren Win- terbestände auf den Zuzug von Artgenos- sen aus dem Norden angewiesen sind. Dieser ist im bis kurz vor der Zählung eu- ropaweit sehr milden Winter wohl teil- weise ausgeblieben.“ Auch Blaumeisen wurden weniger gesichtet. Ob und wie das Blaumeisensterben aus dem Frühjahr 2020 hier Spuren hinterlassen hat, bleibt jedoch unklar.
Rekordwerte erreichten dagegen Standvo- gelarten wie Haussperling und Stadttaube sowie Arten, die grundsätzlich mildere Winter bevorzugen, wie Rotkehlchen und Ringeltaube.
Ein besorgniserregend schwaches Ergeb- nis, das nicht mit dem Wetter erklärt wer- den kann, liefert der Grünfink. Sein Ab- wärtstrend setzt sich leider unverändert fort. Diesmal wurden nur noch 0,9 Grün- finken pro Garten gemeldet. Damit gibt es heute nur noch ein Viertel der Grünfinken, die 2011 noch die Gärten bevölkerten.
Als Ursache gelten vor allem Infektio- nen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen.
Die fünf am häufigsten gemeldeten Ar- ten waren Haussperling, Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel.
Im Vergleich zum Vorjahr haben nur Feldsperling und Blaumeise die Plätze getauscht. Die Amsel erholt sich weiter langsam von ihren Tiefstwerten nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018.
Quelle: NABU
  Natur in NRW 1/2021
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