Page 8 - Natur in NRW
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Aktuelles
Greifswald und den Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL). Gefördert wird AgoraNatura im Rahmen einer ge- meinsamen Förderinitiative des Bundes- ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesumweltministe- riums sowie des Bundesamtes für Natur- schutz (BfN).
Quelle: ZALF
Kabinettsbeschluss
Insekten schützt bald ein Gesetz
Das Bundeskabinett hat am 10. Februar das Insektenschutzgesetz auf den Weg ge- bracht, mit dem zahlreiche Neuregelungen im Bundesnaturschutzgesetz vorgenom- men werden. Das Kabinett stimmte auch einer Änderung der Pflanzenschutz-An- wendungsverordnung zu, die zu mehr und besseren Lebensräumen für Insekten füh- ren soll.
Der Entwurf des Insektenschutzgeset-
zes sieht vor, mehr Biotope als bisher un- ter Schutz zu stellen: Künftig sollen auch artenreiches Grünland, Streuobstwiesen, Steinriegel und Trockenmauern gesetz- lich geschützt werden, denn sie sind für Insekten besonders wichtig. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Eindämmung der Lichtverschmutzung, weil nachtaktive In- sekten vielfach von künstlichen Lichtquel- len angelockt werden und dort verenden („Staubsaugereffekt“). Der Gesetzentwurf sieht zunächst vor, in Naturschutzgebieten und Nationalparken die Neuerrichtung be- stimmter Beleuchtungen grundsätzlich zu verbieten. Weiterhin wird eine Grundlage dafür geschaffen, den Betrieb von Him- melsstrahlern („Skybeamer“) aufgrund ih- rer erheblichen nachteiligen Auswirkun- gen auf die Tierwelt stark einzuschränken und die Verwendung sogenannter „Insek- tenvernichterlampen“ außerhalb geschlos- sener Räume zu untersagen.
Die Änderung der Pflanzenschutz- Anwendungsverordnung soll weitere we- sentliche Inhalte des Aktionsprogrammes Insektenschutz von 2019 umsetzen: Ers- tens wird die Anwendung von glypho- sathaltigen Pflanzenschutzmitteln zum Ablauf des Jahres 2023 beendet. Bis zu diesem „Komplettausstieg“ gelten neue deutliche Einschränkungen des Einsat- zes solcher Totalherbizide. Zweitens wird ein neues Verbot der Anwendung
von Herbiziden und solchen Insektizi- den, die Bienen und Bestäuber gefährden, in ökologisch besonders schutzbedürfti- gen Gebieten eingeführt. Hier soll es in bestimmten Gebieten die Möglichkeit ge- ben, auf Landesebene entwickelte koope- rative Konzepte vorrangig umzusetzen, die die Landwirtinnen und Landwirte für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel ho- norieren. Und drittens gilt ein neuer Min-
destabstand zu Gewässern für sämtliche Pflanzenschutzmittel.
Die Naturschutzverbände begrüßen über- wiegend das Insektenschutzpaket als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Die eigentliche Arbeit beginne nun in
den Bundesländern. Von ihrer Umsetzung werde der Erfolg des Insektenschutzpake- tes maßgeblich abhängen. Die nordrhein-
#AUFRUF
Bitte Feldgrillen melden!
Der Arbeitskreis Heuschrecken in Nord- rhein-Westfalen und die Universität Osna- brück rufen alle interessierten Bürgerin- nen und Bürger zur Meldung von Feldgril- len auf. Die Beobachtungen sollen helfen, die Verbreitung der Art in Nordrhein- Westfalen genauer zu dokumentieren.
In weiten Teilen Nordrhein-Westfalens ge- hörte der melodische Gesang der Feld- grille ehemals zum typischen Bestandteil des Frühsommers. Dies änderte sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts mit der zuneh- menden Industrialisierung der Landwirt- schaft. Viele Feldgrillen-Lebensräume gin- gen durch Intensivierung und Nutzungs- änderung nach und nach verloren. In den 1990er-Jahren war dann der Tiefpunkt er- reicht. Zu dieser Zeit gab es nur noch we- nige stark isolierte Populationen in Nord- rhein-Westfalen. In der Roten Liste von 1999 wurde die Art daher als stark gefähr- det (RL 2) eingestuft. Allerdings hat sich die Situation in den letzten Jahren etwas
verbessert. So konnte sich die Feldgrille im Zuge des Klimawandels in einigen noch re- lativ gut vernetzten Regionen wieder aus- breiten. In welchem Maße ist bislang aller- dings weitgehend unklar.
Wenn Sie eine Feldgrille beobachtet ha- ben, schicken Sie bitte ein Foto des Tie- res, das Funddatum, eine möglichst ge- naue Fundortangabe sowie den Namen der Beobachterin oder des Beobachters an dponiatowski@uos.de oder andreas. kronshage@lwl.org.
Wann Feldgrillen am ehesten zu finden sind und wo sich die Suche lohnt, ist auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Orthopterologie e. V. (DGfO) nachzule- sen: http://dgfo-articulata.de/aktuelles.
Dr. Dominik Poniatowski, Prof. Dr. Thomas Fartmann (beide Universität Osnabrück, Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie) und Dr. Andreas Kronshage (Arbeitskreis Heuschrecken NRW)
Feldgrillen gesucht! Die aktuelle Verbreitung der Art in NRW ist weitgehend unklar. Meldungen von interessierten Bürgerinnen und Bürgern sollen hier helfen. Im Bild: ein ausgewachsenes Weibchen. Foto: D. Poniatowski
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Natur in NRW 1/2021