Page 6 - Natur in NRW
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Aktuelles
Das Ziel des Monitoringzentrums ist es, das bundesweite Biodiversitätsmonitoring auszubauen und langfristig zu sichern.
In Deutschland gibt es bereits einige eta- blierte Monitoringprogramme wie zum Beispiel das bundesweite Vogelmonito- ring. Diese Programme erheben bereits wertvolle Daten zu bestimmten Artengrup- pen oder Lebensräumen. Um eine Beob- achtung und Bewertung des Zustandes der Biodiversität zu ermöglichen, ist es jedoch notwendig, Informationen aus bestehen- den Programmen zusammenzuführen und diese durch neu zu entwickelnde Monito- ringprogramme zu ergänzen.
Das Monitoringzentrum wird deshalb die bestehenden Monitoringprogramme koor- dinieren und erweitern. Es wird die Daten auch einfacher zugänglich machen. Die Digitalisierung eröffnet dabei neue Mög- lichkeiten, um das Biodiversitätsmonito- ring durch Mustererkennung oder künst- liche Intelligenz voranzubringen, um so automatisch Arten zu erkennen oder den Zustand von Lebensräumen zu bewerten. Zu den Aufgaben des Zentrums gehört es auch, die Öffentlichkeit sowie in der Be- obachtung Aktive über die gewonnenen Erkenntnisse zu informieren.
Darüber hinaus wird das Monitoringzen- trum weitere Forschungseinrichtungen, die Länder sowie ehrenamtlich getragene Fachgesellschaften, Verbände und Kartie- rerinnen und Kartierer eng einbeziehen. Und auch auf europäischer und interna- tionaler Ebene wird das Monitoringzen- trum eng mit den relevanten Institutionen zusammenarbeiten.
Quelle: BMU
Flussgebiete in NRW
Mehr als 10.000 Maßnahmen für intakte Gewässer
Mehr als 10.000 Maßnahmen sind in den kommenden Jahren geplant, um die Qua- lität der Gewässer in Nordrhein-Westfalen weiter zu verbessern. Die Maßnahmen sind Bestandteil des nordrhein-westfälischen Bewirtschaftungsplanes 2022–2027 für die Flussgebiete Rhein, Weser, Ems und Maas. Mit den Maßnahmen sollen die europäi- schen Ziele der Wasserrahmenrichtlinie in Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden. Zum Planentwurf hat das NRW-Umwelt-
Unter Beobachtung: Pionierflur mit aufkommenden Birken auf der Untersuchungsfläche „Zoll- verein 1“ im Industriewaldprojekt. Foto: C. Buch
ministerium (MULNV) ein öffentliches Beteiligungsverfahren gestartet.
Zu den Maßnahmen gehören zum Bei- spiel der Neubau oder die Optimierung von Kläranlagen, die Reduzierung von Schadstoff-Einträgen, die Entwicklung von Auen oder Maßnahmen zur Verbesserung der Wandermöglichkeiten für Fische. Ne- ben den mehr als 10.000 Maßnahmen an Gewässern sind rund 1.200 weitere Maß- nahmen geplant, die über Beratung und zusätzliche Untersuchungen zur Verbesse- rung der Gewässerqualität beitragen sollen.
Der Entwurf des Bewirtschaftungsplanes 2022–2027 und des zugehörigen Maß- nahmenprogrammes sind einzusehen un- ter www.flussgebiete.nrw.de. Interessierte Personen und Institutionen können bis zum 22. Juni 2021 ihre Stellungnahmen dazu abgeben.
Quelle: MULNV
Industriewaldprojekt
25 Jahre ökologische Begleitforschung
Nur wenige Forschungsprojekte in der Ökologie urbaner Lebensräume sind als Langzeitstudien ausgelegt. Das Indus- triewaldprojekt startete vor rund 25 Jah- ren unter dem Namen „Restflächen der Industrienatur“ in die erste Projektphase (1995 bis 2009) und wurde 2016 mit ei- ner zweiten Phase unter Einbindung zahl- reicher Projektpartner fortgesetzt. Mit im Boot sind die Biologische Station West- liches Ruhrgebiet (BSWR), das Regio-
nalforstamt Ruhrgebiet, das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft, die Ruhr-Uni- versität Bochum sowie das Büro Hamann & Schulte. Das NRW-Umweltministerium und das LANUV begleiten das Projekt. Auch im Jahr 2021 finden auf den Flä- chen gemäß des Bearbeitungsturnus er- neut ökologische Untersuchungen statt, die weitere Erkenntnisse versprechen.
Das primäre Ziel des Industriewaldprojek- tes ist es, Erkenntnisse zu Sukzessionspro- zessen auf Industriebrachestandorten sowie zu möglichen Klimaxgesellschaften urba- ner Wälder auf solchen Sonderstandorten zu gewinnen. Die Untersuchungen finden auf drei großen Industriebrachen im zen- tralen Ruhrgebiet statt: dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen- Katernberg, der Halde Rheinelbe und dem Alma-Gelände in Gelsenkirchen-Ücken- dorf. Auf diesen Flächen sind zahlreiche industriebrachentypische Sukzessionssta- dien vertreten von frühen Pionierflächen über Vorwaldstadien bis hin zu einem über 100 Jahre alten Robinienwald, der sich be- reits in der Zerfallsphase befindet.
Neben der Langjährigkeit ist die inter- disziplinäre Aufstellung eine wesentliche Stärke des Projektes. Es werden nicht nur verschiedenste Organismengruppen inner- halb der Zoologie und Botanik untersucht, sondern auch die Waldstruktur, die Bo- denentwicklung sowie bodenbiologische Prozesse in ihren Wirkungszusammenhän- gen betrachtet.
So können die Erkenntnisse aus der Waldsukzession auf den Extremstand- orten der Industriebrachen einen Bei- trag leisten zur Entwicklung der Biodi- versität, zu Fragen der Klimaanpassung
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Natur in NRW 1/2021