Page 21 - Natur in NRW
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Fazit
Die Untersuchungsergebnisse aus dem 30-jährigen Dauerversuch zeigen deut- lich, dass die extensive Nutzung als Wiese oder Weide bei ausreichend hohen Grund- wasserständen Voraussetzung ist für eine hohe Artenvielfalt im Feuchtgrünland. Die wichtigsten Ergebnisse des gesam- ten Dauerflächenversuchs lassen sich wie folgt zusammenfassen:
❱ Eine zweimalige Mahd pro Jahr ist für die Pflanzenvielfalt und den Ent- zug von Nährstoffen in Feuchtwiesen optimal.
❱ Nur einmal im Jahr gepflegtes Grün- land sollte so spät wie möglich gemäht werden.
❱ Nährstoffarme Grünlandgesellschaften wie Pfeifengraswiesen, Borstgrasra- sen und Rotschwingel-Weiden sollten grundsätzlich nicht gedüngt werden.
❱ Das Brachfallen bewirtschafteter Feuchtgrünlandgesellschaften führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt.
❱ Belastbare Aussagen über die Auswir- kungen von Management-Veränderun- gen auf Feuchtgrünland können erst nach mindestens 20 Jahren getroffen werden.
Die im Vertragsnaturschutz des Landes NRW angebotenen Maßnahmenpakete bieten gute Voraussetzungen für eine po- sitive Entwicklung typischer Grünland- gesellschaften. Jedoch sollten Pakete mit Stickstoffdüngung geringer honoriert wer- den, um Erfolge bei der Steigerung der Artenvielfalt schneller erreichen zu kön- nen. Naturschutzfachlich wertvolle Wie- sen und Weiden lassen sich nur durch Kontinuität bei extensiver Bewirtschaf- tung und ausreichend finanziertem Ver- tragsangebot erhalten und entwickeln. Vielfältiges Feuchtgrünland ist als Le- bensraum bedeutsam für zahlreiche Pflan- zen und Tiere und leistet mit seinen hu- musreichen Böden darüber hinaus als CO2-Senke einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz.
Auch für erfolgreichen Wiesenvogel- schutz sind struktur-, arten- und blüten- reiche Lebensräume im Feuchtgrünland mit ihrer artenreichen Kleintierfauna eine wichtige Voraussetzung. Zur Steigerung der Biodiversität ist zudem Nutzungsviel- falt im räumlichen Nebeneinander und zeitlichen Nacheinander von zentraler Be-
deutung (vgl. Nordheim 1992, Schwartze 2003).
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ZUSAMMENFASSUNG
In einem 30-jährigen Grünland-Dauermo- nitoring wurde der Einfluss unterschied- lichen Managements auf die Pflanzen- gesellschaften der Feuchtwiesen und -weiden untersucht. Dabei zeigte sich, dass zur Erhaltung und Entwicklung arten- reicher Grünlandbestände die zweimalige Nutzung mit Mahd oder Beweidung die beste Art der Bewirtschaftung ist, wäh- rend Brache die artenärmsten Bestände hervorruft. Fehlende oder geringfügige Mineralstoffdüngung mit Phosphat und Kalium sind jeglicher Stickstoffdüngung vorzuziehen. Der Vertragsnaturschutz bie- tet hier eine gute Möglichkeit, auch private Flächen für die Biodiversitätsziele des Landes NRW zu nutzen.
AUTOREN
Dr. Peter Schwartze
Biologische Station Kreis Steinfurt
Tecklenburg peter.schwartze@biologische-station-steinfurt.de
M. Sc. Lina Birkner
Münster lina.birkner@uni-muenster.de
Prof. Dr. Dr. h.c. Norbert Hölzel
M. Sc. Frederike Velbert
AG Biodiversität und Ökosystemforschung Institut für Landschaftsökologie Westfälische Wilhelms-Universität Münster norbert.hoelzel@uni-muenster.de frederike.velbert@uni-muenster.de
   Natur in NRW 1/2021
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Abb. 9: Blühaspekt der PK-Variante im Calthion des Feuchtgebietes Saerbeck, erkennbar sind unter anderem Dactylorhiza majalis, Lychnis flos-cuculi und Ranunculus acris (Aufnahme 9.6.2015). Foto: P. Schwartze
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