Page 17 - Natur in NRW
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NATURSCHUTZGEBIET
PFLANZENGESELLSCHAFT
BODENTYP
UMGEBENDE NUTZUNG
1987
2017
Bromo-Senecionetum caricetosum nigrae
Hochmoor
Mähweide
Ranunculo-Alopecuretum geniculati glycerietosum, Selbstberasung
Auftragsboden
Standweide
Ranunculo-Alopecuretum geniculati glycerietosum mit Ranunculus flammula
Niedermoor
Wiese
Lolio-Cynosuretum typicum und lotetosum
Podsol-Gley
Standweide
Bromo-Senecionetum caricetosum nigrae und Carex disticha-Gesellschaft
Gley
Mähweide
Carex acutiformis-Gesellschaft
Anmoorgley
Brache
Bromo-Senecionetum typicum
Niedermoor
Wiese
Bromo-Senecionetum caricetosum nigrae
Gley
Wiese
Lolio-Cynosuretum typicum
Gley
Mähweide
Heubachwiesen (Kreis Borken)
Strönfeld
(Kreis Steinfurt)
Düsterdieker Niederung (Kreis Steinfurt)
Feuchtgebiet Saerbeck (Kreis Steinfurt)
Standweide Standweide
Wiese
Wiese
Wiese
Brache Wiese Wiese Mähweide
Tab. 1: Pflanzengesellschaften und Bodentypen der Versuchsflächen sowie die Nutzung der umgebenden Parzellen 1987 und 2017 in vier Feuchtwiesenschutzgebieten.
Management und Bestandsaufnahme
In diesen neun ausgewählten, circa 1.000 Quadratmeter großen Dauerversuchsflä- chen wurden zu Beginn der Untersuchun- gen jeweils drei unterschiedliche Mahdva- rianten eingerichtet: zweischürige Mahd im Juni und September, einschürige Mahd im Juni sowie einschürige Mahd im Sep- tember. Außerdem wurde in Streifen eine Brachevariante geschaffen, in der nur auf- kommende Gehölze entfernt wurden, an- sonsten aber eine ungestörte Sukzession zugelassen wurde (Abb. 2). Pro Versuchs- fläche und Managementvariante wurden jeweils vier zwei mal zwei Meter große Dauerquadrate angelegt. Seit 1987 wur- den darin kontinuierlich – im zweijäh- rigen Rhythmus und immer durch den Erstautor – Deckungsgrade und Abundan- zen aller vorkommenden Gefäßpflanzen- arten erfasst.
Ab 1989 wurden in drei Versuchsflä- chen innerhalb der zweischürigen Strei- fen zusätzlich jeweils eine Variante mit je zwei Dauerquadraten untersucht, in
der Phosphat-Kalium-Dünger zugege- ben wurde (PK-Variante). Das außer- halb der Flächen liegende Grünland, das durch Pächter als Stand- oder Mähweide extensiv genutzt wurde, wurde ebenfalls miterfasst.
Erkenntnisse aus
30 Jahren Monitoring
Der umfangreiche Datenbestand wurde für vielfältige wissenschaftliche Auswer- tungen genutzt. So sind unter anderem die Auswirkungen extensiver Bewirtschaf- tung auf die Dynamik von Pflanzenge- sellschaften des Grünlandes (Schwartze 1998, 1999) sowie der Bodenwasserhaus- halt (Ruville-Jackelen 1996) und die Bo- denfauna (Keplin & Broll 2002) in den Versuchsflächen untersucht worden. Im Rahmen von Diplom- und Masterarbeiten wurden am Institut für Landschaftsöko- logie der Universität Münster beispiels- weise Vegetation und Nährstoffhaushalt mittels statistischer, multivariater Analy- sen näher betrachtet (Oelmann et al. 2009, Poptcheva et al. 2009, Velbert et al. 2017, Birkner 2018 unv.).
Aufgrund der Fülle an erhobenen Daten werden an dieser Stelle nur ausgewählte Aspekte dieses Dauerflächenmonitorings exemplarisch vorgestellt. Die Ergebnisse entstammen unterschiedlichen Studien, in denen jeweils nur bestimmte Manage- mentvarianten betrachtet wurden.
Mahd und Nährstoffhaushalt
Um den Einfluss des Mahdregimes auf den Nährstoffhaushalt in den Versuchsflä- chen zu untersuchen, wurde im Jahr 2017
die überirdische Biomasse in den drei Mahdvarianten sowie in der Brache be- probt. Im Labor wurden die Proben mit- hilfe spektroskopischer Verfahren hin- sichtlich ihrer Stickstoff (N)-, Phosphor (P)- und Kalium (K)-Gehalte untersucht.
Trotz großer standörtlich bedingter Schwankungen ließen sich nach 30 Jah- ren – über alle neun Versuchsflächen hin- weg – Unterschiede zwischen den Vari- anten nachweisen (Abb. 3): Generell wa- ren die gemessenen Nährstoffgehalte in der zweischürigen Mahd gegenüber der Brache signifikant reduziert. Die einschü- rigen Varianten, insbesondere die späte Nutzung, zeigten große Schwankungen zwischen den einzelnen Versuchsflächen. Für eine möglichst effektive Aushagerung nährstoffreicher Flächen empfiehlt sich demnach am ehesten eine zweischürige Mahd. Einschürige Varianten sind nur in bestimmten Einzelfällen empfehlenswert, beispielsweise zur Förderung bestimmter Arten und Pflanzengesellschaften. Diese Ergebnisse decken sich mit denen früherer Studien in den Versuchsflächen (Oelmann et al. 2009, Poptcheva et al. 2009).
Entwicklung der Grünlandvegetation
Um den Einfluss unterschiedlicher Mahd- varianten auf die Artenzusammensetzung des Feuchtgrünlandes über die Zeit zu untersuchen, wurde der Datensatz mit- hilfe des multivariaten Statistikverfahrens pDCA (partial Detrended Correspondence Analysis) analysiert (Abb. 4). Dabei wer- den die Vegetationsaufnahmen entspre- chend ihrer floristischen Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten in einem Koordina- tensystem grafisch dargestellt. Hinsicht- lich der Artenzusammensetzung ähnliche
PK-Variante (3)
Mahd im September (9) Brache (9)
Mahd im Juni (9) Mahd im Juni
+ September (9)
Dauerquadrat (2 x 2 m)
Abb. 2: Schematische Darstellung der Dauer- versuchsflächen. In Klammern die Anzahl der Flächen, in denen die jeweilige Variante einge- richtet wurde.
Natur in NRW 1/2021
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Fachbeiträge
Weide/Mähweide durch Pächter (3)