Page 16 - Natur in NRW
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Fachbeiträge
Peter Schwartze, Lina Birkner, Friederike Velbert, Norbert Hölzel
Vielfalt durch
extensive Grünlandnutzung
30 Jahre Dauermonitoring auf unterschiedlich bewirtschafteten Feuchtgrünlandflächen
Artenreiches Grünland ist eine tragende Säule der Biodiversität. In Zeiten intensiver agrarischer Nutzung und zunehmenden Flächendrucks steht es deshalb immer deutlicher im Fokus der Diskussion um den Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft. Wie sich unterschiedliche Nutzungsformen langfristig auf die Beschaffenheit und Artenzusammensetzung von Feuchtwiesen auswirken, darüber gibt ein Langzeitpro- jekt in den Kreisen Steinfurt und Borken Aufschluss. Über 30 Jahre wurden Dauerversuchsflächen in vier Feuchtwiesenschutzgebieten untersucht. Ausgewählte Aspekte werden hier vorgestellt.
Über die Hälfte aller Gefäßpflanzen der Roten Liste ist auf extensiv bis höchstens halbintensiv genutzte Offenlandbiotope angewiesen (Schuhmacher 2000). The- men wie Flächen- und Qualitätsverlust im Grünland sind trotz gesetzlicher Vorga- ben, wie der Grünlanderhaltungsverord- nung, aktueller denn je. Problematisch ist darüber hinaus, dass der Erhalt von arten- reichem und feuchtem Grünland durch eine zu eng gefasste Dauergrünlanddefi- nition in EU-Vorgaben oft behindert wird. Hierbei werden Bestände mit vielen Kräu-
tern, Binsen und Untergräsern als minder- wertig angesehen.
Bereits Ende der 1980er-Jahre wurde vom Umweltministerium NRW ein Projekt an- geregt, das untersucht, wie sich unter- schiedliche Nutzungsformen langfristig auf die Beschaffenheit und Artenzusam- mensetzung von Feuchtwiesen auswirken. Insbesondere die im Vertragsnaturschutz angebotenen Pakete sollten im Fokus ste- hen. 1986 startete das Forschungsvorha- ben am Institut für Landschaftsökologie
der Universität Münster. Neun Dauer- versuchsflächen wurden in vier Feucht- wiesenschutzgebieten der Kreise Stein- furt und Borken angelegt und vom Erst- autor über insgesamt 30 Jahre betreut. Die ausgewählten Flächen (Tab. 1) re- präsentieren sowohl unterschiedliche Standorte als auch verschiedene Formen vorheriger, zumeist intensiverer Bewirt- schaftung. Sie verkörpern die häufigs- ten im Münsterland noch anzutreffenden Feuchtgrünlandgesellschaften.
Abb. 1: Vielfältige Feuchtwiesen sind Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Foto: A. Brinkert