Page 14 - Natur in NRW
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 Fachbeiträge
Nur für den Großen Brachvogel zeigt sich über alle Gebiete eine positive Ten- denz leicht über dem Wert 0 (Bestand sta- bil, Abb. 6). Besonders starke Abnahmen bis hin zum Erlöschen der Bestände fin- den sich beim Braunkehlchen (allerdings bei nur sechs betrachteten Gebieten) und der Bekassine. Auch Wachtelkönig und Uferschnepfe zeigen Werte zwischen –1 (Bestand abgenommen) und –2 (Bestand erloschen). Deutliche Abnahmen der Be- stände finden sich auch bei Rotschenkel, Kiebitz und Wiesenpieper.
Handlungsbedarf
Es wurden die für die Zielerreichung re- levanten Maßnahmen abgefragt. Hierzu gehörten:
❱ Schutzgebietsausweisung,
❱ Qualität der Schutzgebietsverordnung,
❱ Gebietsgröße,
❱ Vernetzung mit anderen Gebieten (im Umkreis von bis zu 5 beziehungsweise 15 km),
❱ Betreuung,
❱ Monitoring,
❱ Besucherlenkung,
❱ Bejagung,
❱ Prädationsmanagement,
❱ Verbesserung des Wasserhaushaltes,
❱ weiterer Untersuchungsbedarf,
❱ Flächenerwerb,
❱ Vertragsnaturschutz,
❱ regelbare Be- und Entwässerung,
❱ Einführung einer naturschutzgerechten Bewirtschaftung sowie
❱ Reduzierung von Gehölzstrukturen.
Beim Handlungsbedarf finden sich über alle Gebiete besonders hohe Werte zwi- schen 3 (mittlerer bis hoher Handlungs- bedarf) und 4 (hoher Handlungsbedarf) bei den Parametern Flächenerwerb, Prä- dationsmanagement und Verbesserung des Wasserhaushaltes (Abb. 9). Mittelho- her Handlungsbedarf (zwischen Wert 2, mittlerer Handlungsbedarf, und 3) wird für die Parameter Einführung einer na-
turschutzgerechten Bewirtschaftung, Ver- tragsnaturschutz, regelbare Be- und Ent- wässerung, Qualität der Schutzgebietsver- ordnung, Bejagung und Besucherlenkung gesehen. Der geringste Handlungsbedarf ergibt sich für die Parameter Vernetzung mit anderen Gebieten im Umkreis bis zu 15 Kilometer, Monitoring, Betreuung und Schutzgebietsausweisung.
Diskussion
Es wurden 56 Prozent der 178 in den 1980- und 1990er-Jahren ausgewiesenen Gebiete für die Effizienzkontrolle zum Zustand der Feuchtwiesenschutzgebiete ausgewählt. Hiermit sind 80 Prozent der Fläche abgedeckt. Die räumliche Vertei- lung spiegelt die Bedeutung der einzelnen Kreise für Wiesenvögel wider.
Bilanz des Wiesenvogelgebiets- schutzes in NRW
Insgesamt zeigt sich, dass die Feuchtwie- senschutzgebiete in NRW nur bei der Ge- bietsbetreuung einen vollständigen Um- setzungsgrad erreichen. Dies spiegelt sich auch in der Bestandsentwicklung der be- trachteten Wiesenvogelarten wider. Wäh- rend der Große Brachvogel leichte Be- standszunahmen aufweist, weisen alle anderen Arten eine mehr oder weniger
starke Bestandsabnahme auf (s. auch Be- ckers et al 2018). Der Rückgang ist von Gebiet zu Gebiet sehr unterschiedlich.
In besonders weit entwickelten Gebieten sind eher positive Entwicklungen zu ver- zeichnen, während in den weniger weit entwickelten Gebieten die Bestandsab- nahme stärker ist. Für Uferschnepfe oder Rotschenkel haben die Wiesenvogel- schutzgebiete eine besonders hohe Be- deutung, sie kommen in NRW nur noch dort vor. Vergleicht man die landes- oder bundesweite Bestandsentwicklung einiger Arten mit der in der durchgeführten Effi- zienzkontrolle, so ergeben sich einige Un- terschiede. Während der Kiebitz landes- und bundesweit einen Bestandsrückgang von 70 bis 80 Prozent aufweist, scheint der Rückgang in den Wiesenvogelschutz- gebieten geringer zu sein.
Es ist davon auszugehen, dass ohne den Wiesenvogelschutz die Abnahmen deut- lich stärker wären und neben Bekassine und Braunkehlchen weitere Arten kurz vor dem Erlöschen ständen.
Während auf öffentlichen Flächen ein wiesenvogelgerechter Bewirtschaftungs- zustand sowie eine entsprechende Grün- landqualität weitgehend erreicht ist, trifft das bei den Privatflächen weitgehend nicht zu. Es ist bisher nicht gelungen, die Schutzgebiete flächendeckend wiesenvo- gelgerecht zu gestalten.
                                Gehölzreduzierung         43
Handlungsbedarf
 Schutzgebietsausweisung Schutzgebietsverordnung Gebietsgröße Vernetzung_5 Vernetzung_15 Betreuung Monitoring Besucherlenkung Bejagung Prädatorenmanagement Wasserhaushalt Untersuchungsbedarf Flächenerwerb Vertragsnaturschutz Regelbare Bewässerung Bewirtschaftung
46
48 45
44 44
44 46
45
50 40
49 41
50
58 47
65
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Natur in NRW 1/2021
0 = kein Handlungsbedarf
01234
2 = mittlerer Handlungsbedarf 4 = hoher Handlungsbedarf
Abb. 9: Handlungsbedarf in 100 Wiesenvogelgebieten im Tiefland von NRW. Die Zahlen neben den Balken geben die Anzahl der jeweils zugrunde liegenden Gebiete wieder. Grafik: J. Kolk / LANUV


















































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