Page 33 - Natur in NRW
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pische und Asowsche Meer münden. Mit der Eröffnung des Rhein-Main-Donau- Kanals 1992 wurde die Einwanderung der Grundeln in den Rhein ermöglicht, wo sie sich massiv ausbreiten (BfN o. J.). Mittler- weile haben sie über die Maas die Niers erreicht. Die Effekte auf die heimische Fischfauna sind schwierig abzuschätzen und werden derzeit noch erforscht (z. B. Borcherding & Gertzen 2016).
Auffällig ist ein Rückgang der Koppe in der Niers und ihren Nebengewässern. Es besteht wahrscheinlich ein Zusammen- hang mit der Ausbreitung der Grundeln. In Abbildung 10 sind die Nachweiszahlen beider Arten für drei Untersuchungsstre- cken im Unterlauf der Niers dargestellt. Aufgrund der jährlichen Untersuchungen scheint der Zusammenhang trotz Ausrei- ßern wie 2011 wahrscheinlich.
50 40 30 20 10
1.500 1.200 900 600 300
Die Koppe und die Grundeln stehen
in Konkurrenz hinsichtlich der Klein- Lebensräume innerhalb des Gewässers. Beide Artengruppen benötigen kleine höhlenartige Strukturen an Ufern und Ge- wässersohle zur Eiablage und späteren Bewachung der Gelege durch die Männ- chen. Diese Strukturen sind häufig in Steinpackungen zu finden, die oft am Ufer der Niers in den kanalartig ausgebauten Abschnitten vorhanden sind.
Die ausgeprägten Niedrigwasserphasen
in den Sommern 2018 und 2019 könnten durch das Trockenfallen der Steinpackun- gen am Ufer möglicherweise auch eine Rolle beim Rückgang der Koppe spielen. Es standen zur Laichzeit der Koppe im Frühjahr dadurch nur wenige kleine Höh- len zur Verfügung. Da Grundeln mehrfach im Jahr laichen, hat ein Niedrigwasser im Frühjahr nicht so starke Auswirkungen auf deren Populationen.
Andere Neozoen wie Blaubandbärbling und Sonnenbarsch haben aufgrund ihres relativ geringen Vorkommens in der Niers momentan keine größere Bedeutung.
Einfluss von Renaturierungen
Ein Hauptfokus der Untersuchungen wurde auf die Entwicklung der Fischbe- stände in renaturierten Abschnitten gelegt. In der Untersuchungsstrecke „Geldern, Haus Golten“ (Abb. 11) haben die Indivi- duenzahlen seit 2017 deutlich zugenom- men – auch ohne die Grundeln. Die 2014 abgeschlossene Renaturierungsmaßnahme scheint hier erste Erfolge zu zeigen.
Natur in NRW 1/2021
0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0 uth. Wehr Wissen (Grundeln) obh. Goch (Grundeln) Kessel (Grundeln)
uth. Wehr Wissen (Koppen) obh. Goch (Koppen) Kessel (Koppen)
Abb. 10: Entwicklung der Nachweiszahlen von Koppen und Grundeln an ausgewählten Stellen im Unterlauf der Niers 2010 bis 2019.
3.500 3.000
2.500 2000 1.500 1.000
500
0 2010
2011 2012 2013 Gesamtindividuenzahl (ohne Grundeln)
2016 2017 2018 2019 Schwarzmundgrundel
2014 2015 Marmorierte Grundel
Abb. 11: Entwicklung der Individuenzahlen an Fischen in der Niers vor und nach der Renaturierung Geldern, Haus Golten (Abschluss der Maßnahme 2014).
3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000
500 0
2017
obh. Renat. Pont (Grundeln) Renat. Pont Süd (Grundeln)
2019
Renat. Pont Nord (Grundeln)
Renat. Pont Nord (ohne Grundeln)
2018
obh. Renat. Pont (ohne Grundeln)
Renat. Pont Süd (ohne Grundeln)
Abb. 12: Individuenzahlen an Fischen in der Niers bei Pont (Umsetzung Maßnahme Pont Nord: 2000, Pont Süd: 2006).
3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000
500 0
2018
obh. Renat. Binnenfeld (Grundeln)
obh. Renat. Binnenfeld (ohne Grundeln)
2019
Renat. Binnenfeld (Grundeln)
Renat. Binnenfeld (ohne Grundeln)
Abb. 13: Individuenzahlen an Fischen in der Niers bei Binnenfeld (Umsetzung der Maßnahme 2016). 33
Fachbeiträge
2019
Anzahl an Fischen Anzahl an Fischen
Anzahl an Fischen
Anzahl an Koppen
Anzahl an Grundeln