Page 34 - Natur in NRW
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 Fachbeiträge
In den 2000 und 2006 durchgeführten Re- naturierungen „Pont Nord“ und „Pont Süd“ gibt es im Vergleich mit der direkt oberhalb gelegenen nicht naturnah um- gestalteten Strecke „obh. Renaturierung Pont“ mehr Fische (Abb. 12). In den re- naturierten Abschnitten sind im Durch- schnitt weniger Grundeln vorhanden als in der oberhalb gelegenen Referenzstrecke.
Im 2016 renaturierten Bereich Binnenfeld (Abb. 13) waren 2018 insgesamt ähnlich viele und 2019 sogar weniger Fische vor- handen als im direkt oberhalb gelegenen nicht renaturierten Abschnitt. Betrachtet man die Ergebnisse ohne Grundeln, sind die Gesamtindividuenzahlen in beiden Untersuchungsjahren im renaturierten Ab- schnitt jedoch höher.
Diese Ergebnisse zeigen, dass in den rena- turierten Bereichen der Dominanzanteil der Grundeln in der vorherrschenden Fischar- tengemeinschaft geringer ausfällt als in den anthropogen überformten Bereichen.
Fischbewertung
Trotz der positiven Entwicklungen im Fischbestand, insbesondere hinsichtlich ihrer Individuenzahlen, zeigen die Bewer- tungsergebnisse gemäß EU-Wasserrah- menrichtlinie noch keine klaren positiven Trends (Tab. 2).
Die für eine statistisch abgesicherte Be- wertung erforderliche Mindestindividuen- zahl wird teilweise nicht eingehalten. Die Ergebnisse sind dementsprechend unsicher.
Die Bewertung der Fische zeigt an vie- len Stellen Schwankungen zwischen den Untersuchungsjahren. Die meisten Ergeb- nisse sind mäßig. Noch unklar ist, warum einige der guten Bewertungen an den ka- nalartig ausgebauten Untersuchungsstel- len „Mönchengladbach, Bresgespark“ und „Viersen obh. B7“ auftreten.
Fazit
Die vorliegenden Daten dürften aufgrund ihrer zeitlichen Intensität und räumlichen Dichte innerhalb eines Flussgebietes ein- malig sein. Durch die vergleichbaren Un- tersuchungen über zehn Jahre lassen sich Besonderheiten einzelner Jahre gut erken- nen. So wirkte sich das Niedrigwasser in den trockenen Sommern 2018 und 2019 insgesamt nicht negativ auf den Fischbe- stand der Niers aus.
Grundsätzlich hat der Fischbestand in der Niers und den Mündungsbereichen der grö- ßeren Nebengewässer in den letzten Jahren erheblich zugenommen und sich stabilisiert. Von den bisher 35 nachgewiesenen Fischar- ten sind etwa 20 Arten (ohne Neozoen) jährlich anzutreffen und können als typische Fischarten für die Niers bezeichnet werden. Diese Arten vermehren sich ausreichend gut, um stabile Populationen aufzubauen.
Die langjährigen Untersuchungen ermög- lichen Aussagen über die Verbreitung und Häufigkeiten der einzelnen Arten im Ge- wässerverlauf von 2010 bis 2019.
Durch die jährlichen Befischungen wer- den die Aus- und Verbreitung der Neozoen gut dokumentiert. Insbesondere die beiden
Grundelarten wandern weiterhin niersauf- wärts. Deutlich werden Korrelationen zwi- schen dem Vorkommen beziehungsweise der Ausbreitung der Grundeln und anderen Fischarten – speziell der Koppe.
Es konnte belegt werden, dass Renatu- rierungen sich positiv auf die Fischarten- gemeinschaft auswirken und gleichzeitig den Anteil an nicht heimischen Arten re- duzieren, insbesondere der Grundeln. Die Gründe, warum diese Entwicklungen bis- her für eine gute Fischbewertung nicht ausreichen, können vielschichtig sein und sollten im Rahmen einer Defizitanalyse untersucht werden.
Trotz der Lichtblicke bleibt noch viel zu tun. Die Niers ist immer noch über lange
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
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Natur in NRW 1/2021
UNTERSUCHUNGS- STRECKE
Niers, MG Wick- rathberg
Niers, MG Bresgespark
Niers, MG Trab- rennbahn
Niers, Viersen obh. B7
Niers, Gre, Langend. Mühle
Nette, vor Mdg.
Niers, obh. Renat. Pont
Niers, Renat. Pont Süd
Niers, Renat. Pont Nord
Niers, Ge, Haus Golten
Gelderner Fleuth, vor Mdg.
Niers, obh. Renat. Binnenfeld
Niers, Renat. Binnenfeld
Issumer Fleuth, vor Mdg.
Niers, Kevelaer
Niers, obh. Wehr Wissen
Niers, uth. Wehr Wissen
Kervenh. MF, Am Fleuth
Kervenh. MF, vor Mdg.
Niers, obh. Goch Niers, Kessel
gut mäßig
unbefriedigend
schlecht
Mindestindividuenzahl verfehlt
Tab. 2: Bewertungsergebnisse der Niers und Nebengewässer 2010 bis 2019 gemäß fischbasiertem Bewertungssystem (fiBS).






















































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