Page 26 - Natur in NRW
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 Fachbeiträge
       DEUTSCHER NAME
LATEINISCHER NAME
GEPFLANZT IM
ENTWICKLUNG
       Carex gracilis
August
positiv
     Glyceria maxima
August
positiv
      Phragmites australis
August
negativ
     Phragmites australis
Mai
positiv
      Typha angustifolia
August
positiv
     Typha latifolia
August
positiv
     Schlank-Segge Wasserschwaden
Schilf
Schilf
Schmalblättriger Rohrkolben Breitblättriger Rohrkolben
Tab. 2: Pflanzzeiten und Entwicklung der bisher gepflanzten Röhrichtarten von 2018 bis 2020.
grenzung der verschiedenen, auch klein- flächigen Röhrichtgesellschaften ermögli- chen. Die Befliegungen finden jeweils im Spätsommer (August / September) statt, wenn das Röhricht am weitesten entwi- ckelt ist.
Tabelle 3 zeigt die Entwicklung der Röh- richtbestände des Bienener Altrheines in den Jahren 2018 bis 2020 auf. Die Ge- samtentwicklung der hochwüchsigen Röhrichtbestände verläuft bisher sehr po- sitiv – insgesamt ist ein Zuwachs von
2,7 Hektar zu verzeichnen, was einer Zu- nahme von 27 Prozent entspricht. Beson- ders erfreulich ist dabei, dass sich vier Röhrichtgesellschaften angesiedelt ha- ben, die zu Projektbeginn nicht mehr vorhanden waren. Während das Röh- richt des Schmalblättrigen Rohrkolbens den Anpflanzungen geschuldet ist, ha- ben sich die drei anderen Gesellschaf-
ten – das Strandsimsen-, Teichbinsen- und Schwanenblumen-Röhricht – auf natür- lichem Weg wieder angesiedelt. Ihr Flä- chenanteil ist jedoch noch gering.
Die größten Zuwächse verzeichnen im Moment das Schilfröhricht, das Röh- richt des Breitblättrigen Rohrkolbens so- wie das Wasserschwadenröhricht. Auch diese Zunahmen sind überwiegend auf eine natürliche Ausbreitung zurückzufüh- ren. Die Anpflanzungen dieser drei Ar- ten umfassen jeweils nur ein paar Hundert Quadratmeter.
Insgesamt zeigt sich, dass vor allem der Schmalblättrige Rohrkolben aktuell die geringsten Ansiedlungs- und Ausbrei- tungstendenzen zeigt. Es macht deshalb Sinn, dass gerade diese Art bei den Ini- tialpflanzungen den größten Anteil ein- nimmt (Tab. 1) und besonders gefördert wird. Das Röhricht des Schmalblättri- gen Rohrkolbens nahm früher am Biene- ner Altrhein mit 2,3 Hektar einen erheb- lichen Flächenanteil ein und prägte das Landschaftsbild.
Ausblick
Die ersten Ergebnisse stimmen zuver- sichtlich, dass das Projekt seine Zielset- zungen erreichen kann. Die letzten Initi- alpflanzungen sind bereits für 2021 vor- gesehen und werden damit ein Jahr früher als geplant fertiggestellt. Noch schlep- pend verläuft die Etablierung des Schmal- blättrigen Rohrkolbens. Hierauf wird in den nächsten Jahren besonders zu achten sein. Zudem gibt es stellenweise ein star- kes Aufkommen von Weiden (Salix sp.) –
      und fördern damit die Sedimentation und Auflandung in diesem Bereich. Durch den Verlust des Röhrichts aufgrund der Fraßtätigkeit der Nutria ist am Bienener Altrhein auch die Bodenoberfläche vieler- orts zehn bis 20 Zentimeter abgesackt, da die Wurzelpakete des Röhrichts nach und nach verrottet sind. Das hatte zur Folge, dass auch bei niedrigen Wasserständen keine Schlammflächen mehr trockenfielen und deshalb keine Flächen mehr für eine natürliche Röhrichtkeimung vorhanden waren. Abbildung 6 zeigt diesen Effekt sehr deutlich. Der rote Pfeil markiert eine 2020 entfernte Umzäunung – innerhalb des Zaunes erfolgte die Auflandung der jetzigen Schlammfläche. Außerhalb liegt die Bodenoberfläche noch einige Zenti- meter unter Wasser.
Betrachtet man die Entwicklung der Ini- tialpflanzungen innerhalb und außerhalb der Umzäunungen, so ist aktuell bei al- len Arten festzustellen, dass vor allem im fraßgeschützten inneren Bereich eine Ausbreitung stattfindet, direkt außerhalb angrenzend dagegen kaum (Abb. 7). Da
der Fraßdruck durch die Nutria auch au- ßerhalb der Umzäunung fast nicht mehr vorhanden ist, können die Ursachen hier- für im Fraßdruck durch Wasservögel oder auch in den hydrologischen Verhältnis- sen zu suchen sein. So führt die Umzäu- nung durch die Wasserberuhigung zu ei- ner verstärkten Verlandung innerhalb und damit auch zu früherem Trockenfallen der Flächen. Außerhalb der Umzäunung fal- len die Schlammflächen später trocken, was die Ausbreitung eventuell verzögert. Letztlich sind diese Fragen im Moment aber noch ungeklärt.
Entwicklung der Röhrichte
Um den Erfolg des Projektes messen zu können, werden jährliche Drohnenbeflie- gungen der Teilgebiete Bienener Altrhein und Empeler Meer sowie flächendeckende Befliegungen des gesamten Projektgebie- tes in den Jahren 2018, 2021 und 2024 durchgeführt. Dabei werden hochauflö- sende Orthophotos erstellt, die eine Ab-
   Abb. 6: Luftbild mit Initialpflanzungen im September 2020 – 0: Rohrkolben-Anpflanzungen beider Arten von 2015 bis 2017 – inzwischen flächige Bestände. 1: Anpflanzung mit Schmalblättrigem Rohrkolben 2018. 2: Schilf-Anpflanzung vom Mai 2020. 3: Anpflanzungen mit Schmalblättrigem Rohrkolben 2020. Roter Pfeil: Zaunverlauf bis August 2020, der die verstärkte Sedimentation und Auflandung durch die Umzäunung verdeutlicht. Foto: AG Drones
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Natur in NRW 1/2021























































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